“Nun ist aber Christus auferstanden von den Toten und
der Erstling geworden unter denen,die da schlafen.”
1 Kor. 15, 20.
(“... und die Erstlingsfrucht geworden unter denen, die da schlafen.”
- nach der englischen Übersetzung)
Die Tatsache der Auferstehung Christi ist außerordentlich gut
bezeugt. Es war notwendig, daß sie über allen Streit erhaben
sein sollte, da sie der Grund unseres heiligen Glauben ist. Es ist tröstlich,
daran zu denken, daß das so ist; denn deshalb steht unser Grund so
sicher. Unser Herr trug Sorge, sich nach seiner Auferstehung denen zu zeigen,
die, weil sie Ihn vor seinem Tod gekannt hatten, imstande waren, für
die Identität seiner Person einzustehen. Hätte Er sich nur Fremden
gezeigt, die Ihn vorher nicht kannten, so hätten diese sagen können,
daß sie einen Menschen sahen, aber sie hätten nicht bezeugen
können, daß Er der sei, der begraben worden. Aber da Er sich
Männern wie Thomas zeigte und ihnen befahl, ihre Finger in die Nägelmale
zu legen und ihre Hand in seine Seite, gab Er den Menschen die vollständigsten
Beweise von seiner Auferstehung und empfing von den kompetentesten Zeugen
das sicherste Zeugnis, daß kein Betrug verübt worden war. “Fühlt
mich und seht, ich bin es selber,” war ein Anspruch auf Identität,
der um so folgerichtiger war, weil Er sich an Männer richtete, die
Ihn während der ganzen Periode seiner Tätigkeit aufs genaueste
gekannt hatten. Die Zeugen waren Männer, die durch ihr Zeugnis nichts
zu gewinnen hatten, aber alles zu verlieren. Es waren ungelehrte Männer,
die ganz unfähig waren, einen Betrug zu erfinden oder zu verbreiten,
und ihr Zeugnis wurde so klar dadurch bestätigt, daß, da der
Leichnam Christi nicht mehr im Grabe war, es für nötig erachtet
wurde, eine unmögliche Geschichte zu erfinden, um sein Verschwinden
zu erklären. Die Augenzeugen waren gerade die rechten Männer,
so wie weise Vorsicht sie jetzt auswählen würde, wenn wir ein
solches Ereignis dem Glauben und der Geschichte der Zukunft zu überliefern
hätten.
Unser Herr trug, um die Sache über allen Zweifel hinaus zu heben,
Sorge, oft zu erscheinen und zahlreichen Gesellschaften. Unser Apostel
gibt uns eine Aufzählung dieser Erscheinungen, von denen er gehört
hatte: “Und daß Er gesehen ist von Kephas; danach von den Zwölfen;
danach ist Er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern
auf einmal, von denen viele noch leben, viele aber auch schon gestorben
sind. Danach ist Er von Jakobus gesehen worden; danach von allen Aposteln.
Als letztem von allen ist Er auch von mir, als einer unzeitigen Geburt,
gesehen worden.” (1 Kor. 15, 5-8.) Die Berichte der Evangelisten lassen
uns glauben, daß Christus nicht weniger als zwölfmal seinen
Jüngern erschien; denn einige dieser Fälle, die der Apostel unter
einer Bezeichnung anführt, mögen zwei oder drei Erscheinungen
einschließen, wie z.B. ,danach von den Zwölfen” mag seine zwei
Besuche bei den Aposteln meinen; denn, wie ihr euch erinnert, erschien
Er ihnen zuerst, als Thomas abwesend war, und nachher, als Thomas anwesend
war.
So klar ist das Zeugnis für Christi Auferstehung, daß, als
Gilbert West - ein berühmter Ungläubiger - diesen Gegenstand
zum Angriffspunkt auserwählte und sich niedersetzte, um die Beweise
zu prüfen und über die ganze Sache nachzuforschen, er, trotz
seiner Vorurteile, doch so stutzig wurde über die reichlichen Beweise
für die Wahrheit dieser Tatsache, daß er bekehrt wurde und für
künftige Geschlechter eine sehr wertvolle Abhandlung hinterlassen
hat mit dem Titel: “Bemerkungen über die Auferstehung Christi.” Er
stellte am Anfang gewisse Gesetze über Beweisurkunden auf und ging
dann ans Werk, als wäre er ein Rechtsanwalt, der das Für und
Wider in einem Rechtsstreit prüft; und die Grundlehre unseres Glaubens
schien ihm so klar, daß er seinen Unglauben aufgab und ein Bekenner
des Christentums wurde.
Fällt es euch nicht auf, daß sehr viele Ereignisse der größten
Wichtigkeit, die in der Geschichte erzählt und allgemein geglaubt
werden, der Natur der Sache nach nicht von zehn Prozent von Zeugen bezeugt
wird wie die Auferstehung Christi? Die Unterzeichnung berühmter Verträge,
die das Wohl von Völkern betrafen - die Geburt von Prinzen - die Bemerkungen
von Kabinettministern - die Pläne von Verschwörern - und die
Taten von Meuchelmördern. Diese und andere ähnliche Ereignisse
sind zu Wendepunkten in der Geschichte gemacht worden, wurden nie als Tatsachen
in Frage gestellt, und doch können nur wenige zugegen gewesen sein,
die sie bezeugten. Wenn die Tatsache von der Auferstehung Christi geleugnet
werden soll, so hat es ein Ende mit allem Zeugnis, und wir haben mit Überlegung
gesagt, was David in Hast sprach: “Alle Menschen sind Lügner;” und
von diesem Tag an muß jeder Mensch seines Nächsten Wort so bezweifeln,
daß er niemals etwas glaubt, was er nicht selbst sah; der nächste
Schritt wird sein, das Zeugnis seiner eigenen Sinne zu bezweifeln; in was
für weitere Tollheiten die Menschen sich dann stürzen werden,
will ich nicht wagen, vorherzusagen. Wir glauben, daß die bestbezeugte
Tatsache in der ganzen Weltgeschichte die Auferstehung Christi ist. Historische
Zweifel an dem Dasein Napoleon Bonapartes oder der Ermordung Julius Cäsars
oder der Normannischen Eroberung sind genauso vernünftig wie Zweifel
an der Auferstehung des Herrn Jesus. Keines dieser Ereignisse hat solche
Zeugen wie die, die von dem Herrn zeugen. Zeugen, die offenbar aufrichtig
waren, weil sie für ihr Zeugnis litten, und die meisten von ihnen
starben eines schimpflichen und schmerzlichen Todes wegen ihres Glaubens.
Wir haben mehr und besseres Zeugnis für diese Tatsache als für
irgend etwas, was in der heiligen oder profanen Geschichte geschrieben
steht. O! wie sollten wir uns freuen, wir, die wir unser Heil ganz an Christus
hängen, daß es über jeden Zweifel festgestellt ist, daß
,Christus auferstanden ist von den Toten.”
Aber ihr könnt gleich zu Beginn fragen: “Wie kommt es, daß
die Auferstehung Christi von so großer Wichtigkeit ist?” Auf ihr,
haben wir gesagt, ruht das ganze Christentum; denn: “Ist aber Christus
nicht auferstanden, so ist unsere Predigt vergeblich, so ist auch euer
Glaube vergeblich; so seid ihr noch in euren Sünden.” (1 Kor. 15,14.17.)
Die Gottheit Christi findet ihren sichersten Beweis in seiner Auferstehung,
da der Apostel in Röm. 1,4 sagt: Christus sei ,als Sohn Gottes durch
den Geist, der heiligt, bestätigt, seit Seiner Auferstehung von den
Toten.”
Es würde nicht unvernünftig sein, an seiner Gottheit zu zweifeln,
wenn Er nicht auferstanden wäre. Darüber hinaus hängt Christi
Herrschaft von seiner Auferstehung ab, denn die Schrift erklärt: ,Dazu
ist Christus auch gestorben und auferstanden und wieder lebendig geworden,
daß Er über Tote und Lebendige Herr sei.” (Röm. 14,9.)
Auch unsere Rechtfertigung, dieser köstliche Segen des Bundes, hängt
von Christi Auferstehung ab. “Er wurde wegen unserer Sünde dahingegeben,
und um unserer Gerechtigkeit willen wurde er auferweckt.” (Röm. 4,
25.)
Nein, mehr noch, sogar unsere Wiedergeburt hängt von seiner Auferstehung
ab, denn Petrus, der durch den Heiligen Geist spricht, ruft aus: “Gelobt
sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner
großen Barmherzigkeit zu einer lebendigen Hoffnung wiedergeboren
hat durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.” (1 Pet. 1, 3.)
Und sicher beruht unsere kommende Auferstehung darauf; denn ,So nun der
Geist dessen, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnt; so
wird auch der, der Christus von den Toten auferweckt hat, eure sterblichen
Leiber lebendig machen, weil sein Geist in euch wohnt.” (Röm. 8, 11.)
Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann werden wir nicht auferstehen;
aber wenn Er auferstanden ist, so sind die, die in Christus schlafen, nicht
umgekommen, sondern sollen in ihrem Fleisch Gott schauen.
Es würde nicht schwierig sein, diese Aufzählung noch weiter
fortzuführen. Die Sache ist die, daß der Silberfaden der Auferstehung
durch alle Segnungen läuft von der Wiedergeburt weiter bis zur ewigen
Herrlichkeit und sie alle zusammenbindet.
Es ist Zeit, weiterzugehen und tiefer in den Text einzudringen. ,Nun
aber ist Christus auferstanden von den Toten, und der Erstling geworden
unter denen, die da schlafen.”
Laßt mich eure Aufmerksamkeit zuerst auf die Bilder lenken, die
hier von dem Tod der Heiligen gegeben werden. Dann wollen wir das Verhältnis,
das zwischen der Auferstehung Christi und der Auferstehung der Heiligen
besteht, betrachten; und ehe wir den Gegenstand verlassen, werden wir einige
praktische Erwägungen anregen, die aus der uns vorliegenden Lehre
entspringen.
I.
Zuerst also gibt der Text eine Ansicht des Todes, die in der Schrift
normal ist, aber unter uns nicht genügend angenommen wird. Der Text
gibt zwei Ansichten vom Tod. Der Tod wird hier mit einem Schlaf verglichen.
“Der Erstling geworden unter denen, die da schlafen;” aber außerdem
werdet ihr deutlich wahrnehmen, daß er auch einem Säen verglichen
wird; denn Christus wird hier als die Erstlingsfrucht dargestellt. Nun,
wenn eine Ernte da ist, so muß ein Säen dagewesen sein. Wenn
die Auferstehung Christi die erste Frucht ist, dann muß die Auferstehung
der Erwählten als eine Ernte betrachtet werden, und der Tod wird deshalb
sinnbildlich als ein Säen dargestellt.
1. Zuerst also haben wir das Bild vor uns, das so häufig in der
Schrift gebraucht wird von dem Tod als einem Schlaf. Wir müssen keinen
Irrtum begehen, indem wir uns einbilden, daß die Seele schläft.
Diese Ketzerei wurde einst von einer großen Anzahl Personen angenommen;
sie ist längst verworfen als unvereinbar mit natürlicher und
mit geoffenbarter Religion. Die Seele wird keiner Reinigung durch das Fegefeuer
und keinem vorbereitenden Schlummer im Limbus der Väter unterworfen;
ohne Zweifel ist: “Heute wirst du mit mir im Paradies sein,” das, was Christus
jedem sterbenden Heiligen zuflüstert. Sie schlafen in Jesus, aber
ihre Seelen schlafen nicht; sie sind vor dem Throne Gottes, preisen Ihn
Tag und
Nacht in seinem Tempel - singen Ihm Halleluja, der sie von ihren
Sünden mit seinem Blut gewaschen hat. Es ist der Leib, der in seinem
einsamen Bett von Erde schläft unter der Decke von Gras, mit dem feuchten
Lehm als Kopfkissen.
Aber was ist dieser Schlaf? Wir alle wissen, daß die erste Vorstellung,
die mit Schlaf verbunden wird, die der Ruhe ist; das ist zweifelsfrei gerade
der Gedanke, den der Geist uns vermitteln wollte. Die Augen des Schlafenden
schmerzen nicht mehr vom grellen Licht oder vom Strom der Tränen;
seine Ohren werden nicht mehr geplagt von dem Lärm des Streites oder
dem Murren des Leidens; seine Hand ist nicht mehr geschwächt durch
lange andauernde Anstrengung und schmerzliche Müdigkeit; seine Füße
sind nicht mehr wund vom Hin- und Herwandern auf rauher Straße; dort
ist Ruhe für den schmerzenden Kopf, für überanstrengte Muskeln,
überreizte Nerven, schlaffe Gelenke, keuchende Lungen und schwere
Herzen in der süßen Stille des Schlafes. Auf jenem Lager, wie
hart es auch ist, schüttelt der Arbeiter seine Mühe ab, der Kaufmann
seine Sorge, der Denker seine Schwierigkeiten und der Leidende seine Schmerzen.
Der Schlaf macht jede Nacht zu einem Sabbat für den Tag. Der Schlaf
schließt die Tür der Seele zu und läßt alle Eindringlinge
eine Weile warten, damit das königliche Leben drinnen in seinen Sommergarten
der Ruhe eingehen kann. Von dem Schweiß seines Angesichtes wird der
Mensch durch den Schlaf befreit, und die Dornen und Disteln hören
auf, sein Fleisch zu zerreißen.
So ist es mit dem Leibe, während er im Grabe schläft. Die
Müden sind in Ruhe; der Knecht ist ebenso ruhig wie sein Herr. Der
Galeerensklave führt nicht mehr das Ruder, der Neger vergißt
die Peitsche. Nun lehnt sich der Arbeiter nicht mehr auf seinen Spaten,
nun stützt der Denker nicht mehr das sinnende Haupt. Das Rad steht
still, das Weberschiffchen ist nicht mehr in Bewegung, die Hand, die es
drehte und die Finger, die es lenkten, sind auch ruhig. Der Leib und alle
seine Glieder finden, daß das Grab ein Lager von hinreichender Länge
und Breite ist. Der Sarg schließt alle Störung, Arbeit oder
Anstrengung aus. Der abgearbeitete Gläubige schläft ruhig, wie
das Kind, das von seinem Spiel ermüdet ist, wenn es die Augen schließt
und an seiner Mutter Brust entschlummert. O! glücklich sind die, die
,in dem Herrn sterben; sie ruhen von ihrer Arbeit und ihre Werke folgen
ihnen nach.”
Wir wollen nicht schwere Arbeit scheuen, denn obwohl in sich selbst
ein Fluch, so ist sie doch, wenn sie geheiligt ist, ein Segen; aber Arbeit
um der Arbeit willen würden wir nicht wählen, und wenn Gottes
Werk getan ist, sind wir froh, zu denken, daß unser Werk auch getan
ist. Der mächtige Herr der Ernte wird, wenn wir unsern Tag erfüllt
haben, seine Knechte ruhen heißen auf dem besten der Betten, denn
die Schollen des Tales werden ihnen sanft sein. (Hiob 21, 33.) Ihre Ruhe
soll nie unterbrochen werden, bis Er sie aufweckt, um ihnen ihren vollen
Lohn zu geben.
Darüber hinaus sehen wir den Schlaf als eine Zeit des Vergessens
an, und auch darin bildet er den Tod ab. “Ihr Gedächtnis und ihre
Liebe sind verloren;” sie ,kennen nicht und sind nicht gekannt.” Ihre Söhne
kommen zu Ehren, und sie wissen es nicht; oder ihr Same artet aus, aber
es verursacht ihnen keinen Kummer. Laßt Armeen über ihre Gräber
marschieren - ihr Fußtritt wird sie nicht mehr stören als das
Kriechen eines Wurms; laßt das Gewölbe des Himmels von den flammenden
Blitzen Gottes erleuchtet werden, laßt die Erde beben bei der furchtbaren
Stimme des Donners, laßt die Zedern zerbrochen, die Felsen zertrümmert
werden, laßt das Meer toben und was in ihm ist; dort, unter ihren
grünen Hügeln schlummern sie so friedlich, als wäre es ein
milder Sommerabend, wo das Summen einer Biene oder das Flattern einer Fliege
die einzigen Laute sind.
Der Toten mag von ihren Verwandten gedacht werden, aber sie selber
denken nicht mehr. Sie haben die Freuden und die Leiden vergessen, den
Frieden und den Streit, die Niederlagen und die Siege der Zeit. Die Seele
vergißt nicht, und wir haben keine Ursache, zu glauben, daß
die Verklärten nicht wissen, was auf der Erde geschieht. Wir haben
weit mehr Beweise, daß sie ,erkennen, gleichwie sie erkannt sind,”
daß sie immer noch Gemeinschaft mit der lebendigen Gemeinde auf Erden
haben, und daß die triumphierende Gemeinde nicht von der streitenden
Gemeinde getrennt ist, was die Kenntnis anlangt; aber was ihre Körper
betrifft, was kennen ihre Körper? Was versteht der menschliche Organismus
nun? Nehmt den Schädel auf; seht, ob irgendein Gedächtnis da
ist. Blickt auf den Platz, wo einst das Herz war, und seht, ob noch irgendeine
Spur von Gefühl da ist. Versucht, irgendwelche lebendige Kohlen unter
jenem Aschenhaufen zu entdecken, ein Herz, das noch vor Freude bebt, oder
ein Auge, das feucht vom Schmerz ist.
Aber noch eins: Der Schlaf hat seinen Zweck und sein Ziel. Wir schließen
nicht ohne Absicht unsere Augen und öffnen sie nicht ohne Gewinn.
Der alte Kessel der Medea hat seine volle Bedeutung im Schlaf. In den alten
Überlieferungen lesen wir, daß Medea, die Zauberin, die Glieder
alter Menschen in ihren Kessel warf, damit sie jung wieder herauskämen.
Der Schlaf tut dies auf seine Weise.
Wir sind oft alt genug nach Stunden des Nachdenkens und der Arbeit,
aber wir schlafen und wir wachen erfrischt auf, als wenn wir ein neues
Leben begönnen. Die Sonne beginnt einen neuen Tag, wenn sie aus dem
östlichen Meer aufsteigt; und wir beginnen ein neues Leben in erneuerter
Kraft, wenn wir von dem Lager der stillen Ruhe aufstehen. “Der Müden
süße Stärkung, balsamischer Schlaf.”
Nun, genau so ist die Wirkung des Besuches, den der Leib seinem Grab
abstattet. Die Gerechten werden ganz müde und matt in ihre Gräber
gelegt; aber so werden sie nicht auferstehen. Sie gehen hinein mit der
gefurchten Stirn, der hohlen Wange, der runzligen Haut; sie werden aufwachen
in Schönheit und Herrlichkeit. Der alte Mann schwankt dahin, auf seinen
Stab gelehnt; der Gelähmte kommt dahin und zittert den ganzen Weg
entlang; der Hinkende, der Verdorrte, der Blinde reisen in trauriger Pilgerschaft
zu dem gemeinsamen Schlafsaal; aber sie werden nicht gebeugt vor Alter,
mißgestaltet oder krank auferstehen, sondern stark, kräftig,
aktiv, herrlich, unsterblich. Der verschrumpelte Same, so ganz ohne Gestalt
und Schönheit, soll aus dem Staub als schöne Blume auferstehen.
Ein grüner Halm, ganz frisch und jung, soll aufsprießen, wo
vorher das trockene, welke Korn war.
Die heiligen Märtyrer sagten ganz richtig, wenn ihre Glieder abgerissen
wurden: “Wir geben freudig diese Glieder dem Gott zurück, der sie
uns gab.” Unsere Glieder sind nicht unser, damit wir sie behalten oder
verlieren könnten, keine Marter kann sie uns wirklich rauben; denn
wenn wir nach dem Bild Christi erwachen, so wird es nicht lahm oder hinkend
sein, sondern voll Kraft und Stärke und schöner als die irdischen
Menschenkinder. Der Winter des Grabes wird bald dem Frühling der Auferstehung
und dem Sommer der Herrlichkeit weichen. Gesegnet ist der Tod, da er allen
Zwecken der Arznei für diese sterbliche Hülle entspricht und
durch die göttliche Kraft die aussätzigen Fleischlappen von uns
nimmt, um uns in das Hochzeitsgewand der Unverweslichkeit zu kleiden.
Eine Bemerkung muß unserer Beachtung nicht entgehen - dies ist
kein Schlummer mit Träumen. Der Schlaf einiger Menschen ist mehr ermüdend
als erfrischend. Ungebetene Gedanken stehlen das Lager unter ihnen weg
und werfen sie auf die Folter. Die unfreiwillige Tätigkeit der Seele
hält uns manchmal davon ab, Ruhe im Schlaf zu finden. Aber so ist
es nicht mit den teuren Abgeschiedenen. In diesen Schlaf des Todes können
keine Träume kommen; sie fühlen auch keinen Schrecken, wenn sie
sich für dieses letzte Bett entkleiden, denn keine Phantome, Visionen
oder nächtliche Schrecken sollen ihren Frieden stören. Ihre Körper
ruhen im tiefsten Schlummer. Es ist Schlaf in der Tat, so wie der Herr
ihn gibt, ,denn Er gibt seinen Freunden Schlaf.”
Ebensowenig sollten wir ihn als einen hoffnungslosen Schlaf betrachten.
Wir haben Personen schlafen sehen, die durch lange Krankheit ausgemergelt
waren, und haben gesagt: “Dieses Auge wird sich nie wieder öffnen;
er wird sich aus der Zeit in die Ewigkeit hineinschlafen;” wir haben gefühlt,
daß der Schlaf das Vorspiel zu dem ewigen Schlummer war und wahrscheinlich
in diesen übergehen würde. Aber es ist hier nicht so. Sie schlafen
einen gesunden Schlaf, der nicht durch einen todbringenden Trank oder durch
eine grausame Krankheit über sie geworfen ist, sie schlafen, um zu
erwachen und nicht den zweiten Tod zu sterben. Sie schlafen, um zu erwachen
- in freudiger Gemeinschaft zu erwachen, wenn der Erlöser am letzten
Tag auf der Erde steht. Schlaft fort also, ihr Diener des Herrn, denn wenn
ihr schlaft, so wird es besser mit euch.
Liebe Freunde, sollte nicht diese Ansicht vom Tod als einem Schlaf
uns abhalten, ihn in einem so abstoßenden Lichte zu betrachten? Ich
weiß, wir lieben es nicht, Leichen anzusehen; wir haben Angst, sie
zu berühren; einige törichte Personen mögen nicht in demselben
Haus mit einem Leichnam sein, wenigstens nicht allein oder nachts. Es ist
Grauen verbunden mit den Ruinen unseres irdischen Hauses. Fühltet
ihr je Grauen vor einem schlafenden Kind? Fühlt ihr irgendeine Art
von Furcht vor eurer schlafenden Mutter oder eurem schlummernden Gatten
oder Gattin? Habt ihr es je als etwas Schreckliches gefühlt, den Vorhang
vor jenem kleinen Bettchen zurückzuziehen und auf das liebliche, junge
Gesicht zu blicken, wenn die Augen in glücklichem Schlaf geschlossen
waren? O, weshalb solltest du es denn für schrecklich halten, auf
die Stirn des schlafenden Gläubigen zu blicken? Sicher, es sind die
Merkmale der Verwesung da, die der Natur nicht angenehm sind; aber sind
sie nicht die Fußstapfen des zurückweichenden Feindes und Zeichen,
daß das Verwesliche vergeht, um Raum für das Unverwesliche zu
machen? Bezeugen nicht gerade diese Merkmale, die die Form verunstalten,
daß das zerrissene, vom Rauch geschwärzte Zelt Kedars abgebrochen
wird, damit die Vorhänge Salomos an seiner Stelle glänzen mögen
und die Seele darin wie in einem schönen Zelt wohnen? O, blickt nicht
auf die Abgeschiedenen, als wären sie tot, sondern sprecht von ihnen,
wie Christus von seinem Freunde: “Lazarus, unser Freund, schläft;”
laßt die Ohren eures Glaubens den Meister sagen hören: ,Ich
gehe hin, damit ich ihn auferwecke.” Laßt euch das Grab nicht grauenhafter
scheinen als euer Schlafzimmer.
Laßt in keinem Falle eine solche Ansicht über den Tod der
Erlösten da sein, daß ihr sie wieder zurückwünscht.
Wollt ihr wünschen, wenn euer Freund lange in quälendem Schmerz
lag und zuletzt in Schlaf fällt, ihn in seinem Bett zu rütteln,
ihn aufzuwecken, um ihm eine dumme Geschichte zu erzählen? Nein, ihr
habt stundenlang gewacht und gesagt: “O, daß er ein wenig Schlaf
haben könnte! Arzt, kannst du nicht diesem armen, gemarterten Körper
etwas Schlaf geben?” Und zuletzt habt ihr gesagt: “Gott sei Dank, seine
Augenlider sinken; sprecht leise; geht sanft, er schläft!” Und ihr
habt fast Angst gehabt, euren Fuß auf den Fußboden zu setzen,
damit ihr nicht den Schlaf unterbrecht. Und nach all dem Schmerz, dem Leiden,
der Versuchung und der Prüfung eurer Freunde, wünscht ihr sie
aufzuwecken? Eher, denke ich, sagt ihr: “Ich beschwöre euch, ihr Töchter
Jerusalems, daß ihr ihn nicht regt oder aufweckt, bis es Jesus gefällt;
laßt ihn schlafen, solange die Nacht währt; und dann wird er
durch die Posaune des Erzengels und die Stimme Gottes am Morgen erwachen,
wenn die Sonne über der Erde aufgegangen ist”.
2. Der Text gewährt uns aber noch ein zweites Bild. Der Tod wird
mit einem Säen verglichen. Die schwarze Erde ist gepflügt; trocken
aussehende Samen werden in einen Korb getan, der Landmann geht aus und
streut mit beiden Händen rechts und links seine Handvoll Samen aus.
Wohin sind die Körner gefallen? Sie sind in die Spalten der Erde gegangen.
Die Schollen werden bald hineingeeggt werden, und sie werden verschwinden.
So ist es mit uns. Unsre Körper sind wie jene trockenen Weizenkörner.
Es ist nicht viel Schönes in einem Weizenkorn und auch nicht in unsern
Körpern. In der Tat, Paulus nennt sie: “Diese schändlichen Leiber.”
Der Tod kommt: wir nennen ihn einen Schnitter - merkt euch, ich nenne ihn
einen Sämann - und er nimmt diese unsere Leiber und sät sie überall
in die Erde. Geht auf den Kirchhof und seht sein Feld; beachtet, wie dicht
er seine Furchen besät hat! Wie nahe hat er die Reihen aneinander
gezogen! Was für schmale Streifen hat er an dem Ende ungepflügt
gelassen! Wir sagen: sie sind da begraben; ich sage: sie sind gesät.
Sie sind tot, sagen wir; nein, sage ich, sie sind in die Erde gelegt -
aber sie sollen nicht für immer da bleiben. In einem gewissen Sinn
sind diese heiligen Leiber der Gerechten tot; ,denn das, was du säst,
wird nicht lebendig, es sei denn, es stürbe,” aber es ist kein Tod
zum Tod, sondern eher ein Tod, der zum Leben führt.
Jener vermodernde Leib ist nicht mehr tot als jener verwesende Same,
den du gerade in sein Erdenbett gesät hast, er wird bald wieder aufsprießen
und du sollst eine Ernte sehen. Wir verlieren die aus dem Auge, die von
uns gegangen sind, denn es muß ein Begräbnis da sein, wie könnte
sonst der Same wachsen? Sicher, es ist niemals ein angenehmer Ton, dieses
Rasseln der Erde auf dem Sargdeckel: “Erde zu Erde, Staub zu Staub, Asche
zu Asche,” ebensowenig würde es für den Landmann etwas sehr Angenehmes
sein, das Korn in die dumpfe, kalte Erde zu legen; doch ich glaube, kein
Landmann weint, wenn er seinen Samen sät. Wir haben nicht die Säer
stöhnen und seufzen hören, wenn sie ihre Körbe mit Saatkorn
ausstreuen; wir haben sie vielmehr ein fröhliches Lied singen hören
und gehört, daß sie schon im voraus die Freude der Schnitter
fühlten, wenn sie die Furchen entlanggingen. Habt ihr sie in Schwarz
gekleidet gesehen oder die düsteren Trauerkleider tragen, während
sie die braunen Furchen der fruchtbaren Erde entlang gehen? Wir räumen
ein, daß es an sich nichts Weises oder Fröhliches wäre,
das köstliche Korn unter toten Erdschollen zu begraben, aber im Licht
der Ernte gesehen, wegen der ein Begräbnis da sein muß und danach
Fäulnis und Verwesung, da verlieren diese alle Spuren der Trauer und
werden Propheten der Freude.
Der Leib muß die Speise der Würmer werden; er muß
in seine früheren Elemente aufgelöst werden, denn ,du bist Erde
und sollst zur Erde werden,” aber dies ist nicht mehr unser Schmerz, denn
sie werden ,in Christus alle lebendig gemacht werden.” Wir wollen nicht
einmal trauern wegen des Geruchs und der Verwesung des Todes. Der Lebenskeim
im Weizenkorn muß beginnen, von der Nahrung zu zehren, die für
ihn aufbewahrt ist, eine Art Verwesung muß stattfinden; aber ich
glaube, kein Landmann weint je, weil der Same, den er in die Erde legte,
aufgeschwollen ist und seine frühere Form und Gestalt verloren hat.
Er trauert nicht, wenn ihm gesagt wird, daß der Same, den er in den
Boden senkte, den Tod erleidet, der für sein künftiges Wachsen
nötig ist, sondern er freut sich in geduldiger Hoffnung. Warum denn,
ihr Würmer, solltet ihr mich zum Weinen zwingen? Und warum, Verwesung,
solltest du mich seufzen machen? Eher will ich euch meine Brüder und
meine Mutter nennen, denn euer freundliches Dunkel ist nur ein Teil des
Weges zur Unsterblichkeit.
Nach dem Säen der Verwesung kommt ein Aufsprießen, und der
Landmann bemerkt in ein paar Wochen den kleinen, grünen Halm, den
Sohn des begrabenen Lebens. So ist es auch mit den Toten. Bald (und wie
bald wissen wir nicht), soll das Aufsprießen kommen. Wir werden so
sehen, daß sie nicht verloren waren, sondern nur dem Grab übergeben
in Bereitschaft für ,die Erlösung”; hingelegt, damit unsere Seelen
sie, wenn wir wieder mit ihnen vereinigt sind, in einer besseren und edleren
Form erhalten. Liebe Freunde, wenn der Tod das ist, wenn er nur ein Säen
ist, so laßt es vorbei sein mit allem glaubenslosen, hoffnungslosen,
gedankenlosen Schmerz. “Die Kornkammer ist leer”, sagt der Landmann. Ja,
aber er seufzt nicht darüber; denn der Same ist in den Boden gelegt,
damit die Kornkammer wieder gefüllt werde. ,Unser Familienkreis ist
zerbrochen,” sagst du. Ja, aber nur zerbrochen, damit er wieder neu gebildet
wird. Du hast einen lieben Freund verloren: ja, aber diesen Freund hast
du nur verloren, damit du ihn wiederfindest und mehr findest, als du verloren
hast. Sie sind nicht verloren; sie sind gesät. Und wie ,Licht gesät
wird für die Gerechten,” so sind die Gerechten für das Licht
gesät.
II.
Wir wollen nicht länger bei diesem Punkt verweilen, sondern euch
rasch zum zweiten tragen, nämlich der Verbindung zwischen der Auferstehung
Christi und der Auferstehung der Gläubigen. Der Text sagt uns, daß
Christus ,die Erstlingsfrucht ist unter denen, die da schlafen.” Einige
Christen freuen sich sehr in der Hoffnung, daß sie noch ,leben und
überbleiben” können bei dem Kommen Christi und so niemals sterben.
Ich bekenne, ich freue mich sehr in der Hoffnung, daß Christus kommen
wird, aber die Aussicht, niemals zu sterben, hat gar keinen Reiz für
mich, denn mir scheint, die, die niemals sterben, verlieren ein großes
Vorrecht; wenigstens scheint es unserem Verstehen so, denn Christus ist
,die Erstlingsfrucht unter denen, die da schlafen.” O, dann ist es etwas
Gesegnetes, zu schlafen, damit Christus zu uns in dem Verhältnis der
Erstlingsfrucht stehen möge. Die, die niemals sterben, können
kaum soviel Gemeinschaft mit Christus in seinem Tod kennen wie die, die
in Jesus entschlafen sind. Während ihr und ich, die den Nadelstich
des Todespfeiles fühlen, imstande sein werden, in der Ewigkeit zu
sagen: “Auch ich ging durch das Grab hindurch. Er war mit mir, als ich
durch das Tal des Todesschattens ging; ich lernte in meiner eigenen Person
einen Tod und auch eine Auferstehung kennen, die ihr, die ihr niemals starbt,
nur vom Hörensagen und Erzählen kennt.” O, glücklich die,
die sterben. Die, die leben und überbleiben, sollen ihnen nicht in
irgendeinem Vorrecht oder einer Ehre zuvorkommen.
Aber was wird darunter verstanden, daß Christus die “Erstlingsfrucht”
ist? Ihr werdet euch erinnern, daß es ein Fest der Juden gab, das
das Fest der Erstlinge genannt wurde, wenn die erste Garbe der Ernte gebracht
wurde als ein Zeichen des Ganzen und zuerst zum Himmel emporgehoben wurde
als ein Hebeopfer und dann hin- und hergewoben als ein Webeopfer und so
Gott geweiht wurde als Zeichen der Dankbarkeit der Ackersleute für
die Ernte, die der Herr gegeben hatte. Nun, das geschah am ersten Tage
der Woche. Ihr werdet euch erinnern, daß das Passah zuerst gefeiert
wurde; dann kam ein Sabbat; nach diesem kam dann das Fest der Erstlinge.
So starb Christus am Passahtag; Er, als das geschlachtete Lamm Gottes,
als Gottes Passahlamm, starb genau zur Passahzeit; am nächsten Tag
war die Sabbatsruhe: Christi Leib blieb deshalb im Grab; dann früh
am Morgen des ersten Tages, ehe es noch hell war, während die Sonne
über der Erde aufging, stand Jesus auf - am Morgen des Festes der
Erstlinge; und so wird Er geoffenbart als die gesegnete Webgarbe, die der
ganzen Ernte vorangeht und sie weiht.
Aber der ununterrichtete Gläubige bittet mich, dies genauer zu
erklären. Geliebte, erinnert euch, daß Christus der erste war,
der von den Toten auferstand. Ihr werdet mir Henoch und Elia nennen. Wir
antworten, daß sie niemals starben, sondern weggenommen wurden, damit
sie nie den Tod sehen sollten. Ihr werdet mich an den Sohn der Witwe erinnern,
den Elia erweckte, und den Jüngling, der von Elisa wieder ins Leben
gerufen wurde. Ja, aber diese Fälle gehören nicht zur Sache.
Sie wurden erweckt, aber sie starben wieder. Alle Beispiele im Alten Testament
sind nur zeitweilige Wiederherstellungen, auch die im Neuen Testament.
In keinem Fall, außer dem des Lazarus, war einer von ihnen schon
begraben, so daß keiner von ihnen aus dem Grab kam; und selbst Lazarus
wurde nur lebendig, um wieder zu sterben; er hatte einen Urlaub vom Grab;
aber nach Ablauf der festgesetzten Zeit wurde sein Leib dem verordneten
Hüter übergeben.
Christus war der erste, der wirklich auferstand, um nicht mehr zu sterben.
Er führt den Vortrab durch den dunklen Engpaß, und sein Antlitz
grüßt zuerst das Licht der Gefilde des Himmels jenseits des
Dunkels. Menschen bewundern den Mann, der zuerst ein neues Land entdeckt.
Der Name des Kolumbus ertönt in den Ohren der Jahrhunderte, weil er
zuerst über das stürmische Meer fuhr, eine andere Welt zu gewinnen.
O, dann singt es in Liedern, laßt es mit Posaunenton erschallen bis
an die Enden der Erde - Christus ist der erste, der aus dem Rachen des
Todes wiederkehrte, um von Unsterblichkeit und Licht zu zeugen.
Er ist auch der erste der Ursache nach; denn wenn Er aus dem Grab zurückkommt,
bringt Er alle seine Nachfolger hinter sich in einem glorreichen Zug. Wir
lesen in der alten Mythologie von Herkules, daß er in den Hades hinabstieg
und seinen Freund heraufbrachte. Nun, Christus ging dorthin und gab dem
Zerberus keinen Brocken, sondern schlug ihm den Kopf ab. Wie eine Sonne
leuchtete Er plötzlich auf über der Nacht des Todes und zerstreute
seine Finsternis. Wie Simson in Gaza hob Er die Tore des Todes auf und
trug die Riegel des Grabes fort. Wie David befreite Er seine Herde aus
dem Rachen des Löwen, nahm das Ungeheuer beim Bart und erschlug es.
Wie Abraham kehrte Er triumphierend aus der Schlacht der Könige zurück.
Wie Moses führte Er Israel aus dem Haus der Knechtschaft. Mit zehntausend
mal zehntausend kam Er heraus mit hoher Hand und ausgestrecktem Arm. Wer
ist der, der heraufkommt aus dem Land der Finsternis - von den Toren des
Grabes? Wer ist der, der hinter sich den grimmigen Fürsten der Reiche
des Todesschattens gefangen führt? Wer ist der, so stark, so mächtig,
daß diamantene Mauern vor Ihm fallen und eherne Pforten zerbrechen?
Er ist es! Er ist es! Es ist derselbe Sieger, der erst von Edom kam, mit
rötlichen Kleidern von Bazra. Dem Sieg am Kreuze folgt ein Sieg in
dem Grab. Er, der den Himmel für die Erde gewann, als Er starb, gewann
den Himmel für die Toten, als Er ins Grab hinunterstieg. Laßt
sein Lob erschallen; verkündet seine Siege; laßt den Himmel
selber mit einstimmen; Er hat ,das Gefängnis gefangen geführt,”
dem Grab die Beute abgenommen, und dem Tod seinen Stachel geraubt. Er ist
der Tod des Todes und die Zerstörung der Hölle.
Aber dann weiter, Er ist der erste als Bürgschaft. Die Erstlingsfrucht
war eine Bürgschaft der Ernte. “Woher, o Ackersmann, hast du jene
Garbe gebracht?” ,Ich sammelte sie,” antwortet er, ,von den Feldern voll
wallenden Korns.” ,Es ist wahr,” sagt der Priester, ,die Ernte ist reichlich
dieses Jahr, und voll und vielfältig sind die Ähren, denn diese
Garbe legt ein gutes Zeugnis ab. Woher, o göttliche Macht, bringst
Du diese glorreiche Garbe, diesen Leib unseres Herrn, so glänzend
und herrlich?” Woher bringst Du Ihn, o Geist des Herrn? Ist eine Ernte
da von vielen solchen Garben wie diese? ,Ah, sicher,” spricht der Lehrer,
,dies ist nur eine unter vielen, der Erstgeborene unter vielen Brüdern.”
Wir wissen sehr wohl, daß eine herrliche Ernte von Auferstehungsgestalten
und unsterblichen Leibern da sein muß, weil Jesus Christus, in Unsterblichkeit
und Licht gekleidet, unter den Menschenkindern als Bürgschaft für
alle anderen wandelt.
Er war auch die Erstlingsfrucht, nicht nur als eine Bürgschaft,
sondern als der Vertreter des Ganzen. Wenn die Erstlingsgarbe vor Gott
gewebt wurde, so wurde das gesehen, als wenn die ganze Ernte in das Heiligtum
gebracht wäre; sie war ganz gewidmet, ganz geweiht von dieser Stunde
an. So weihte Christus, als Er aus dem Grab auferstand, als Hebeopfer und
unter dem Volk, unter seinen Jüngern umherging als Webeopfer, die
ganze Ernte. Alle gerechten Toten waren dem Wesen nach in Ihm erstanden;
alle erwählten Glieder seines Leibes hatten eine Auferstehung, da
ihr Haupt als ,wahrhaftig auferstanden” erschien; und darüber hinaus
waren sie alle Gott dadurch gewidmet und geweiht, daß Er als Erstlingsfrucht
dem Höchsten geweiht war. Triumphiert, ihr Kinder Gottes, triumphiert
darüber! Ihr seid heute in Christus auferstanden. Wir sehen die Heiligen
nicht als schon zum Himmel gefahren; wir sehen ihre Gebeine verdorrt auf
dem Feld, und wir fragen: “Können diese verdorrten Gebeine wieder
lebendig werden?” Aber wir sehen Jesus, der ein wenig niedriger als die
Engel gemacht wurde, um den Tod zu erleiden, und wir wissen, daß
Er auferstanden ist und zur Rechten des Vaters sitzt, und durch den Glauben
fühlen wir, daß Er uns als unser Bundeshaupt mit sich auferweckt
hat und uns in das himmlische Wesen versetzte in Ihm selber, denn Er ist
das Haupt der Gemeinde über alles, die sein Leib ist, nämlich
die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt. Zweifle niemals,
Gläubiger, an deiner Auferstehung, da der zweite Adam aus den Fesseln
des Grabes gelöst wurde.
III.
Und nun wollen wir enden, indem wir noch den Einfluß betrachten,
den die ganze Lehre von der Auferstehung und der Verbindung Christi damit
auf unsern eigenen Geist hat.
Zuerst, laßt uns auf die Heiligkeit unseres Leibes achten. “Wißt
ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?” ,Wenn
jemand den Tempel Gottes verdirbt, den wird Gott verderben.” Wir glauben
nicht an geweihte Kirchen; wir halten es für ganz und gar abgeschmackt,
von heiligen Ziegelsteinen und Mörtel zu reden; aber wir wissen durch
die Autorität der Schrift, daß der Leib heilig ist - daß
der Leib der Heiligen ebenso wirklich heilig ist, wie Menschen vorgeben,
daß ihre Kirchen und Tempel es sind. Nun, Brüder, wenn unsere
Augen auf Eitelkeit blicken, so haben wir die Fenster des Hauses Gottes
beschmutzt; wenn unsere Zungen das sprechen, was übel ist, haben wir
nicht die Pforten des Tempels Gottes entweiht? Laßt uns zusehen,
daß unsere Füße uns nirgendwo hintragen, wo unser Herr
nicht mit uns hingehen kann, damit nicht die Säulen unseres Hauses
unser Verderben werden, wie die Säulen des alten Philistertempels.
Laßt uns darauf achten, daß unsere Hände nach nichts ausgestreckt
werden als nach dem, was rein und lieblich ist, damit wir nicht wie Belsazar
die Gefäße des Tempels des Herrn entweihen. Die, die den Leib
verzärteln, die auf seinen Schmuck sehen, die, die auf leibliche Gesundheit
mehr achten als auf sittliche Reinheit, vergessen den höheren Zweck
ihres Wesens; denn was ist im Grunde die Schönheit? Was ist die Lieblichkeit,
die menschliche Kunst geben kann? Seht ihr jenen Schädel? ,Geh hin,
bringe den in die Kammer der Dame, und sage ihr, wenn sie sich auch einen
Zoll dick schminkt, so muß sie doch zuletzt diese Farbe erhalten.”
Und sagt allen, die so viel von Lieblichkeit und Schönheit halten
- jene Totenbräune, die Würmer und Erde über euch bringen
werden, ist die natürliche Farbe des Menschen, und so müssen
selbst die Blondesten zuletzt bronziert werden. Aber es ist noch eine andere
Weise, auf eure Farbe zu achten: Seht darauf, daß eure Wange niemals
vor Scham rot zu werden braucht, und daß eure Hände niemals
schwarz von bösen Taten sind, und daß euer Fleisch niemals durch
Wollust oder durch Berührung mit dem Bösen befleckt wird. “Wollt
ihr die Glieder Christi nehmen und Hurenglieder daraus machen?” sagt der
Apostel Paulus, als er den Menschen darauf zu sehen befiehlt, daß
ihre Leiber rein und keusch sind. Wißt ihr nicht, daß sogar
euer Fleisch, wenn ihr Christen seid, mit Christi Blut erkauft ist, und
daß auch euer Staub wert vor seinen Augen gehalten ist.
Laßt uns die Dinge in diesem Licht anblicken und so durch den
Heiligen Geist der Sünde entfliehen. Was! sollen diese Augen, die
eines Tages ,den König in seiner Schönheit” sehen werden, sich
an Eitelkeit ergötzen? Sollen diese Lippen, die zu melodischen Liedern,
,von flammenden Zungen da droben gesungen,” gestimmt werden sollen, von
dem reden, was leicht und leichtfertig ist und nicht der Erbauung dient?
Was! sollen diese Finger, die die goldenen Harfen berühren sollen,
sich hergeben, ,allerlei Unreinheit und Geiz” zu treiben? Nein, da wir
Gefährten der Engel sein sollen und herrlicher als sie, und da diese
Leiber dem Leibe Christi ähnlich gemacht werden sollen, so laßt
uns sie rein halten, gewaschen mit reinem Wasser durch seinen Geist, erneuert
und bewahrt, damit wir uns nicht in Sünde verirren.
Aber es entsteht hier noch ein anderer Gedanke. Sind wir unter denen,
für die Christus so als der Erstling stand? Denn Christus soll erst
auferstehen als der Erstling, ,danach die, die Christus angehören,
wenn Er kommen wird.” Wann erstehen dann aber die Gottlosen?
Es gibt zwei Auferstehungen; und ,selig ist der und heilig, der teil
hat an der ersten Auferstehung, über ihn hat der andere Tod keine
Macht.” Wenn der Herr vom Himmel kommen wird mit der Posaune des Erzengels
und der Stimme Gottes, dann sollen die Toten in Christus plötzlich
von ihrem Schlaf erwachen und Gott dargebracht werden als die große
Ernte, das große Pfingsten, von dem Christi Auferstehung die Erstlingsfrucht
war.
Was soll denn aus den Gottlosen werden? Sie sollen fortfahren, in ihren
Gräbern zu faulen; der Wurm soll sich von ihnen nähren; sie sollen
Asche unter den Füßen der Heiligen sein; und während die
Gerechten auf dieser Erde einhergehen und auf dem Schauplatz ihres Kampfes
tausend Jahre des Triumphes genießen; während Christi Füße
zu der Zeit auf dem Ölberg stehen werden, während sein Volk sich
um Ihn her beugen und mit Ihm triumphierend über die Kreatur herrschen
wird, die einst der Eitelkeit unterworfen war, sollen unter ihren Füßen
die toten Leiber ihrer gottlosen Verfolger sein, und tief unten in ihren
Gräbern sollen jene schändlichen Könige und Fürsten
und die sorglosen Massen und Völker faulen, die Jahwe nicht kannten
und seinem Sohn nicht gehorsam sein wollten. Sie sprachen: “Laßt
uns seine Fesseln zerreißen und seine Seile von uns werfen.” Und
wo sind sie nun? ,Der Tod nagt an ihnen, aber die Frommen werden bald über
sie herrschen, und ihr Trotz muß vergehen, in der Hölle müssen
sie bleiben.” Aber was dann? Wenn der Glanz des tausendjährigen Reiches
vorüber ist, dann kommt das Ende. Der König wird sich auf den
Richterstuhl setzen. Er, der kam, um mit seinem Volk zu herrschen, wird
plötzlich, auf seinem Thron sitzend, seinem Engel befehlen, das letzte
Gericht zu verkünden. Dann sollen gegen ihren Willen die in der Hölle
gequälten Seelen vom Thopheth zurückkommen, um mit ihren ebenso
schuldigen Leibern wieder vereinigt zu werden, und der, der Leib und Seele
in der Hölle verderben kann, wird sprechen: “Sammelt sie in Bündel,
damit man sie verbrennt.” Er wird ihr Urteil fällen: “Geht von mir,
ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine
Engeln vorbereitet ist.” O, daß ihr und ich unter der Ernte sein
möchten und nicht unter der Weinlese. In der Offenbarung werden zwei
Einsammlungen genannt, wie ihr euch erinnert. Die Ernte ist das Einsammeln
der Gerechten; sie werden sorgfältig in Gottes Scheuer gebracht. Die
Weinlese ist das Einsammeln der Gottlosen; sie werden in die Kelter des
Zorns des allmächtigen Gottes geworfen, und sie werden gekeltert,
,bis das Blut von der Kelter bis an die Zäume der Pferde ging.”
Aber wie soll ich wissen, ob ich zu dem Teil gehöre, dessen Erstlingsfrucht
Christus ist? Nun, so: Wenn Christus für mich auferstand und ich in
Ihm auferstand, so starb ich in Ihm. Seele, glaubst du, daß Christus
für dich starb? Hast du Anteil an seinen Leiden? Setzt du deine Hoffnung
auf seine Todesschmerzen? Verläßt du dich auf sein Kreuz? Wenn
ja, so ist Er, der für dich starb, auch für dich auferstanden,
und du bist ein Teil jenes heiligen Teiges, dessen heiliger Anbruch Christus
war. Bist du selber mit Christus gestorben? Bist du tot für die Welt?
Haßt du die Dinge, die du einst liebtest? Bist du von deinen alten
Vergnügungen entwöhnt? Suchst du nach etwas Höherem und
Besserem? Ah! dann, wenn du mit Ihm gestorben bist, so bist du mit Ihm
auferstanden. Sage jetzt, wünschst du, eins mit Christus zu sein?
Denn wenn du eins mit Ihm im Herzen bist, so sollst du eins mit Ihm sein
in all seinen Siegeszeichen und seiner Herrlichkeit. Sagst du: “Nein, ich
kümmere mich nicht um Christus”? Seele! Seele! Wenn du in dieser Gesinnung
stirbst, so wirst du keinen Teil an der ersten Auferstehung haben; sondern
wenn die Gottlosen auferstehen, dann sollst du aufwachen ,zur ewigen Schmach
und Schande.”
Aber wenn du in deinem Herzen heute morgen sagst: “Ich glaube, daß
Jesus Christus nach der Schrift von den Toten auferstanden ist, und ich
setze mein einziges und alleiniges Vertrauen auf Ihn; Er ist mein ganzes
Heil und mein ganzes Verlangen,” so gehe deines Weges; du sollst ,auferstehen
an deinem Teil am Ende der Tage;” du sollst deinen Teil unter denen haben,
die geheiligt sind; du sollst dich mit Ihm zusammen freuen und an seinem
Hochzeitsmahl auf ewig niedersitzen. Gott gebe seinen Segen dazu, um Jesu
willen. Amen.
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