Die Wunde der Welt



Der Spiegel fragt diese Woche auf seiner Titelseite: Kann Israel so  überleben? Das Wörtchen <so> rot gedruckt, die übrigen Wörter schwarz. Auf den ersten Blick liest man: <Kann Israel überleben?>

Die Frage nach dem Überleben Israels beinhaltet auch das mögliche Ende des jüdischen Staates. Nicht nur der (Spiegel) denkt so. Mehr und mehr wird das Existenzrecht Israels in Diskussionen ganz normaler Bürger in Frage gestellt oder gar verworfen, nicht zuletzt von jungen Menschen: "Muss dieses Israel überhaupt sein?"

Dass Europas bedeutendstes Nachrichtenmagazin das Ende Israels als denkbare weltpolitische Variante zur Titelzeile macht, ist der bisher größte Propaganda-Erfolg der Feinde des hebräischen Staates. Darauf ist ihr ganzes Trachten gerichtet, von der Hisbollah bis zur Regierung in Teheran: bei den westlichen Demokratien Zweifel am Sinn der Existenz Israels zu wecken.

Die Terroristen können Israel nicht besiegen. Auch der Iran kann den militärisch mächtigen Feind nicht ausradieren - noch fehlt den Mullahs die Atombombe. Also bleibt vorerst nur die Möglichkeit, Israel in unseren Köpfen und Herzen zu zerstören: Wir sollen am Sinn seiner Existenz zu zweifeln beginnen; wir sollen uns eine Welt ohne Israel vorstellen können; wir sollen den Tausch "Israel gegen Frieden" erwägen.

Wie wird die schleichende Relativierung von Israels Existenzrecht betrieben? Durch systematische Provokationen, seit Jahren, allmonatlich, wöchentlich, manchmal täglich: Raketenangriffe auf israelische Wohngebiete, neuerdings sogar auf Haifa, Selbstmordattentate in israelischen Cafes und Pizzerias, in Autobussen und Vorortzügen. Bis Israel militärisch reagiert. Das tat es jetzt im Libanon, gegen die Terrororganisation Hisbollah, die von Teheran geführt, finanziert und mit Raketen versorgt wird. Der Libanon ist das Aufmarschgebiet des Iran gegen Israel.

Jetzt sieht es ganz danach aus, als walze die israelische Armee mit sinnloser Brutalität den wehrlosen Nachbarn nieder. So suggerieren es die Bilder, die um die Welt gehen: tote Kinder, trauernde Mütter, empörte Männer. Der Goliath Israel gegen den David Libanon. Krieg ist Krieg. Wer ihn führt, und sei es zur Selbstverteidigung, macht sich schuldig. In diese Falle ist Israel getappt - es macht sich schuldig. Die Medien verbreiten die Botschaft vom jüdischen Bösewicht rund um den Globus. Das entspricht ganz der Strategie der islamistischen Propaganda: Die westliche Welt soll an Israel irrewerden, soll Täter und Opfer verwechseln.

So werden aus den Terroristen des Nahen Ostens in unseren Medien Freiheitskämpfer. Vergessen sind die systematischen Anschläge auf israelische Zivilisten, auf Frauen und Kinder in Cafes und Pizzerias, in Autobussen und Vorortzügen. ...

Der Staatsmann Cato soll nach jeder Senatsberatung im alten Rom erklärt haben: "Ceterum censeo Carthaginem esse delendam." Auf Deutsch heißt das: "Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Karthago zerstört werden muss." Und Karthago wurde zerstört. Die Beschießungen, die Überfälle, die Selbstmordattentate sind das (Ceterum censeo Israel esse delendam) der islamistischen Terroristen und des iranischen Regimes. Der kleine jüdische Staat - der einzige demokratische Rechtsstaat in der Region - wird wund geschossen, gestern, heute, morgen. Israel soll die Wunde der Welt bleiben. Bis die Welt seiner überdrüssig ist.

Es gab vor ca. 2.000 Jahren eine "Wunde der Welt" im jüdischen Land. Dabei handelte es sich um den jüdischen Messias Jesus aus Nazareth. Er starb am Kreuz von Golgatha für die Sünden der ganzen Menschheit und nicht zuletzt für die Schuld Seines eigenen Volkes. Über Ihn sagt der Prophet: "Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden" (Jes 53,5). So könnte auch das Bußgebet des Überrestes Israels lauten, wenn Jesus wiederkommt.

Mag es um Israel noch so schlecht bestellt sein und   man für seine Zukunft noch Schlechteres erahnen. Mag Israel umgeben sein von schlimmsten  Feinden, von deren Wüten und deren Waffen. Mögen die Juden umgeben sein von Hass und gehässiger Propaganda und gleichzeitig von immer mehr Freunden verlassen werden. Dieses Volk wird nicht untergehen! Die Wunden des Mannes von Golgatha garantieren dafür, dass Israels Wunden eines Tages geheilt werden. Der, der sich zum Freund Abrahams machte (Jak 2,23) ist mächtiger als alle Seine Feinde. "Denn ich will dir Genesung bringen und dich von deinen Wunden heilen, spricht der Herr, weil sie dich eine Verstoßene nennen und sagen: Das ist Zion, nach der niemand fragt!" (Jer. 30,17).


Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter kann uns als prophetischer Vergleich für die Geschichte Israels dienen: "Da erwiderte Jesus und sprach:
Es ging ein Mensch von Jerusalem nach Jericho hinab und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und liefen davon und Hessen ihn halbtot liegen, so wie er war. Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Strasse hinabzog;    und als er ihn sah, ging er auf der
anderen Seite vorüber. Ebenso kam auch ein Levit, der in der Gegend war, sah ihn und ging auf der anderen Seite vorüber. Ein   Samariter aber kam ,   auf seiner Reise in  seine Nähe, und als er ihn sah, hatte er Erbarmen; und er ging zu ihm hin, verband ihm die Wunden und goss Öl und Wein darauf, hob ihn auf sein eigenes Tier, führte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. Und am anderen Tag, als er fortzog, gab er dem  Wirt zwei Denare und sprach zu ihm: Verpflege ihn! Und was du mehr aufwendest, will ich dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. (Lk. 10,30-35).

 Der Mensch, der unter die Mörder fiel, ist ein Bild für das jüdische Volk, das über die Jahrtausende stark unter den Völkern gelitten   hat. Die Juden sind immer  und immer wieder unter die  Mörder gefallen. Der Weg von Jerusalem hinunter nach Jericho deutet auf die ständige Erniedrigung des Volkes hin. Israel wird so lange auf eigenem Weg erniedrigt, bis es vom Herrn abgeholt, erhöht und nach Jerusalem zurückgebracht wird. Die Mörder bzw. Räuber sind die judenfeindlichen Staaten, Terroristen und Medien, die Israel überfallen, berauben, liegen lassen und fliehen. "Es haben ihn alle ausgeplündert, die des Weges vorübergehen. Er ist zum Hohn geworden seinen Nachbarn" (Ps 89,42). Ein Beispiel von vielen ist das Vorgehen der UNO-Organisation UNIFIL während des Libanon-Krieges (Bericht der Internationalen Christlichen Botschaft Jerusalem, 29.08.2006):

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UNIFIL agierte als Hisbollahs "Geheimdienste"

UN-Truppen im Libanon offenbarten Positionen der israelischen Armee. Während des Krieges zwischen der Hisbollah und Israel leisteten die UN-"Friedenstruppen" einen aufsehenerregenden Beitrag: Sie veröffentlichten täglich aktuelle Informationen über den Aufenthaltsort, die Ausrüstung und die Struktur israelischer Truppen im Libanon, die offensichtlich der Hisbollah sehr nützlich waren.
UNIFIL - die Übergangstruppen der Vereinten Nationen im Libanon, die seit 1978 die israelisch-libanesische Grenze überwachen, sind offiziell neutral. Dennoch veröffentlichten sie während der aktuellen Kämpfe auf ihrer Webseite präzise Informationen über die Bewegungen israelischer Soldaten, ihre Bewaffnung und Ausrüstung. Sogar die genauen Errichtungsorte israelischer Schutzräume und Einrichtungen wurden Stunden nach ihrem Aufbau offenbart. Neue Informationen waren manchmal nicht älter als 30 Minuten und niemals länger als 24 Stunden im Netz.
Gleichzeitig veröffentlichte UNIFIL keine einzige genaue Information über die Hisbollah. Hisbollah feuerte Raketen großer Anzahl von verschiedenen Punkten, oder Hisbollah-Raketen wurden in einer bedeutend größeren Anzahl von verschiedenen Abschusspunkten abgeschossen waren der Gipfel an Präzision. Die täglichen Berichte enthielten auch viele Beispielsfälle dafür, dass die Hisbollah UN-Einrichtungen als Abschussorte nutzte - keine dieser Nachrichten erreichte allerdings die internationalen Medien.
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Der Priester und der Levit, die achtlos am verletzten Mann vorüberschreiten, auf Distanz gehen und nur auf sich selbst bedacht sind, deuten auf Politiker, Religionen und Organisationen, die keinen Blick für das jüdische Volk haben oder bewusst die Wahrheit nicht sehen wollen - aber auch auf das Israel unter dem Gesetz, worin es keinen Frieden, keine Erlösung und keine Ruhe erhält.
Der barmherzige Samariter ist ein Typus für Christus, der - vom eigenen Volk kaum beachtet, ja verstoßen - sich um Israel kümmert, sich über Sein Volk erbarmt, zu ihnen kam um sie zu retten, der ihre Wunden heilt und Öl und Wein, das heißt Geist und Leben, gibt: «Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, er verbindet ihre Wunden» (Ps 147,3).

Der Wirt, dem der Geschlagene übergeben wird, ist ein Bild für die Gemeinde Jesu. Wir sollen uns während der Abwesenheit des Herrn um Israel kümmern und es tragen: "Tröstet, tröstet mein Volk! spricht euer Gott" (Jes. 40, l). Der Hinweis auf die Rückkehr und die Belohnung ist ein prophetischer Hinweis auf die Wiederkunft Jesu. Er wird zurückkehren und denen vergelten, die sich um Sein Volk kümmerten: "Und der König wird ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr einem dieser meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan!"(Mt. 25,40).



Quelle: MNR> Oktober 2006

      

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