Der Dienst der Frau in der Gemeinde

Bezüglich dieser Frage klaffen in der Gemeinde Jesu die Meinungen oft diametral auseinander. So vertreten die einen die Meinung, eine Frau habe in der Gemeinde, wie auch in den Gebetsstunden gänzlich zu schweigen. Die andere Seite übergibt der Frau immer mehr Leitungsaufgaben, so das Amt einer Ältesten, das Amt des Predigens oder auch das Amt einer Evangelistin. Wieder andere gehen sogar noch einen Schritt weiter und fordern eine «Bibel in frauengerechter Sprache», die die Sache der Frau besser vertreten soll.
Doch wie sieht die Bibel eigentlich die Aufgabe der Frau innerhalb der Gemeinde? Grundsätzlich ist festzuhalten, dass das Neue Testament bezüglich der Erlösung keine Geschlechtsunterschiede macht. So sagt Galater 3,28: «Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.» Vor Gott sind wir alle gleich, alles begnadete Sünder. Auch in der Zukunft, im Himmel, wird es keine Geschlechtsunterschiede mehr geben, sagt doch der Herr Jesus: «Denn in der Auferstehung werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie Engel im Himmel» (Mt 22,30).
In Bezug auf die Aufgabenbereiche innerhalb der Gemeinde Jesu kennt die Bibel aber sehr wohl verschiedene Aufgaben und Ämter. Jedoch finden wir darin kein Ältestenamt für die Frau; dies steht explizit dem dafür geeigneten Mann zu. Dies können wir daraus ersehen, was der Apostel Paulus bezüglich des Ältestenamtes sagt:

«Deswegen Hess ich dich in Kreta, dass du vollends ausrichten solltest, was noch fehlt, und überall in den Städten Älteste einsetzen, wie ich dir befohlen habe: wenn einer untadelig ist, Mann einer einzigen Frau, der gläubige Kinder hat, die nicht im Ruf stehen, liederlich oder ungehorsam zu sein. Denn ein Bischof soll untadelig sein als ein Haushalter Gottes, nicht eigensinnig, nicht jähzornig, kein Säufer, nicht streitsüchtig, nicht schändlichen Gewinn suchen; sondern gastfrei, gütig, besonnen, gerecht, fromm, enthaltsam; er halte sich an das Wort der Lehre, das gewiss ist, damit er die Kraft habe, zu ermahnen mit der heilsamen Lehre und zurechtzuweisen, die widersprechen» (Tit l ,5-9).

Damit haben die Ältesten in einer örtlichen Gemeinde die letzte Verantwortung. Sie sollen für die allgemeinen und lehrmässigen Entscheidungen der Gemeinde gerade stehen, dabei auch die «heissen Eisen» anpacken und gegebenenfalls auch die nicht einfache Aufgabe der Gemeindezucht wahrnehmen (im Sinne von Mt 18,15-20). Über das Amt der Frau als Älteste finden wir im Neuen Testament keinen Beleg. Bezüglich der Diakone (Gemeindediener) lesen wir: «Desgleichen sollen die Diakone ehrbar sein, nicht doppelzüngig, keine Säufer, nicht schändlichen Gewinn suchen; sie sollen das Geheimnis des Glaubens mit reinem Gewissen bewahren. Und man soll sie zuvor prüfen und wenn sie untadelig sind,
sollen sie den Dienst versehen» (l .Tim 3,8-10).

Waren sie verheiratet, galt zusätzlich diese Anweisung: «Desgleichen sollen ihre Frauen ehrbar sein, nicht verleumderisch, nüchtern, treu in allen Dingen. Die Diakone sollen ein jeder der Mann einer einzigen Frau sein und ihren Kindern und ihrem eigenen Haus gut vorstehen. Welche aber ihren Dienst gut versehen, die erwerben sich selbst ein gutes Ansehen und grosse Zuversicht im Glauben an Christus Jesus» (V 11-13).

Das Interessante dabei ist, dass auch Phöbe (Röm 16,1; und andere, s. l. Tim 3,11) als Diakonin der Gemeinde von Kenchreä (Korinth) erwähnt wird. Der Dienst der Diakone bestand im Dienst der Nächstenliebe (soziale Hilfe, vgl. Apg 6, l ff.). Dazu sollten sie auch in der Lage sein, gegebenenfalls die Gemeinde lehrmässig zu unterweisen. Dabei war der lehrmässige Teil der Diakonin (der Frau) auf die Kinder und Frauen begrenzt (vgl. Tit 2,3-5).

Die Frage bezüglich des Schweigens der Frau in der Gemeinde wird abgeleitet aus 1. Korinther 14,33-35: «Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Wie in allen Gemeinden der Heiligen, so sollen die Frauen in den Gemeinden schweigen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden, sondern sie sollen Untertan sein, wie auch das Gesetz sagt.»

Dieser Vers (sowie auch l. Tim 2,12) dient dabei als Beleg, dass die Frau in der Gemeinde gänzlich zu schweigen habe und auch nicht anlässlich einer Gebetsstunde beten darf. Doch aus l. Korinther l 11,13 geht hervor, dass auch die Frauen sehr wohl
öffentlich beteten. Korinth war eine Großstadtgemeinde, geprägt vom Geiste Korinths, was soviel bedeutete wie Zügellosigkeit, Lasterhaftigkeit und Ausschweifungen. Leider war auch die Gemeinde Jesu in Korinth nicht davon verschont geblieben. Paulus, der auch in dieser Gemeinde die Freiheit des Christus verkündigte (vgl. Gal 5,13), muss nun die Gemeinde ermahnen, die Freiheit nicht in Unordnung zu verkehren. Denn anscheinend herrschte in Korinth die Unsitte, dass die Frauen während des Gottesdienstes wild durcheinander plapperten, Fragen stellten, tratschten und nicht zuhörten. Paulus ermahnt sie nun, doch dem Redner nicht ins Wort zu fallen, das Tratschen bleiben zu lassen und sich ganz auf die Wortverkündigung zu konzentrieren.

Kommen wir nun zur Anwendung für heute: Wir haben gesehen, dass das Neue Testament das Amt der weiblichen Ältesten nicht kennt. Dieses Amt steht allein dazu geeigneten Männern offen. Diese wiederum haben dem Maßstab von Titus 1,5-9 zu entsprechen. Das Amt der Diakonin (Gemeindehelferin) verbietet die Bibel jedoch nicht, beschränkt deren Lehrdienst aber auf Kinder und Frauen.

Bezüglich des öffentlichen Redens haben wir gesehen, dass Paulus das unordentliche Tratschen und Dazwischenrufen während des Gottesdienstes untersagt; denken wir hierbei an die Gemeindestunden in demokratisch geführten Gemeinden. Er sagt aber nicht, dass eine Frau in der Gemeinde grundsätzlich zu schweigen hat. Noch viel weniger verbietet er das öffentliche Beten anlässlich einer Gebetsstunde.

Die Frage, ob eine Frau das Abendmahl in einer Gemeinde mit austeilen dürfe, meinen wir, verneinen zu müssen. Dies aus folgendem Grund: Das Abendmahl wurde vom Herrn Jesus in direktem Zusammenhang mit dem Passah eingesetzt. Dabei kam dem Hausherrn eine tragende Rolle zu. Er war es, der den Segen sprach, das Brot brach und den Wein darreichte. In Titus 1,7 wird ein Ältester auch als ein «Haushalter Gottes» beschrieben. Und weil das Abendmahl zur Haushalterschaft einer Gemeinde gehört, sollte es deshalb nur von Männern unter der Leitung von Ältesten ausgeteilt werden. Gleichzeitig stellt sich die Frage, ob es denn nicht genug geeignete Männer in den Gemeinden gibt, die diese Aufgabe übernehmen können oder ob hierbei nicht das feministische Gedankengut vorherrschend ist.

Vergessen wir bei all diesen Fragen jedoch die Hauptsache nicht! Nicht der Mensch soll im Zentrum stehen, sondern allein Gott und Seine Ehre. «Wenn
jemand redet, so rede er es als Gottes Wort; wenn jemand dient, so tue er es als aus dem Vermögen, das Gott darreicht, auf dass in allem Gott verherrlicht
werde durch Jesus Christus, welchem die Herrlichkeit und die Gewalt gehört von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen» (1. Petr 4,11).


Mitternachtsruf 07-2005

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