Glaube und Werk


Predigt am 26.07.1992 in der Freien Christengemeinde Elim, Lauenburg
Textgrundlage: Lukas 17 Verse 5 - 10

(Reinhard Lewke)


Glaube und Werk, so ist dieser Abschnitt in meiner Bibel überschrieben. Ein Abschnitt, der mich schon lange beeindruckt hat. Und deshalb hier nun der Versuch, meine Gedanken über diesen Abschnitt weiterzugeben.

Das kann natürlich auch nur Stückwerk sein, denn alles auf Erden ist Stückwerk, aber ich sage mir immer, wenn selbst Paulus von sich selber bekennt: "Nicht, dass ich es schon ergriffen habe, aber ich jage dem nach", dann sollten auch wir es wagen, das in aller Schwachheit weiterzugeben, was wir vom Herrn empfangen haben.

Jesus spricht ja einige Verse zuvor, im Abschnitt , den wir jetzt nicht gelesen haben, mit seinen Jüngern über das Thema "Verführung und Sünde", und er ist dabei, das kann man wohl sagen, nicht gerade zimperlich.

Vielleicht ist das der Grund, warum die Jünger hier in unserem Abschnitt, fast schon ein wenig ängstlich und eingeschüchtert an Jesus diese interessante Bitte richten:
"Mehre uns den Glauben" oder in einer anderen Übersetzung: "Gib uns grösseren Glauben"!
In meiner griechischen Interlinearübersetzung heisst es: "Lege zu unserem Glauben hinzu"!

Man kann schon davon ausgehen, dass die Jünger es mit der Angst zu tun bekommen haben, dass sie kalte Füsse bekommen haben. Wie schon gesagt, Jesus hatte kurz zuvor sehr hart mit seinen Jüngern geredet.
Wenn wir nur zurückgehen zu Vers 1. Da sagt Jesus: " Es ist unmöglich, dass keine Verführungen oder auch Ärgernisse kommen".

Vielleicht haben die Jünger gedacht, wie sollen wir das nur durchstehen. Gedanken, die uns in unserem eigenen Glaubensleben manchmal vielleicht gar nicht so fremd sind, wenn wir vor bestimmten Situationen in unserem Leben stehen. Es ist unmöglich, dass keine Verführungen kommen. Wenn Jesus das hier in dieser Weise sagt, dann wissen wir, es ist auch ein endzeitlicher Text. Und wenn wir nicht den festen Halt im Glauben hätten, dann könnte man normalerweise bei den sich ständig zuspitzenden Zeichen der Endzeit auch, wie die Jünger hier, Angst bekommen. Wie sollen wir das durchstehen, wie sollen wir in der heutigen Zeit standhaft bleiben. Und wenn wir dann tagtäglich die Nachrichten verfolgen, dann trägt das auch nicht gerade zur Verringerung unserer Angst bei.

Die Jünger stehen nun also hier vor Jesus mit der Bitte, gib uns mehr Glauben. Die Jünger haben einfach das Empfinden, wie schwach ihr Glaube im Anblick der Anfeindungen und der Sünde ist, sie empfinden, wie ihr Herz hin und her schwankt, wie es vielleicht auch von Zweifeln geplagt wird.

Ihrer Meinung nach ist es also durchaus legitim, sich mit der Bitte um mehr Glauben an Jesus zu wenden, und das ist es wohl auch. Es gibt keine Bitte, kein Anliegen, mit dem wir nicht zu unserem Herrn kommen könnten, sonst wäre unsere Beziehung zum Herrn ja wohl auch keine Vater - Kind - Beziehung. Ein Kind überlegt nicht lange, ob die Bitte recht ist oder nicht, es spricht sie aus, wenn es Vertrauen zu seinem Vater hat.

Natürlich machen die Jünger hier in dieser Situation einen entscheidenden Fehler , aber das ist ja für den Herrn kein Problem, das ist nicht weiter schlimm, das ist sogar gut für uns heute, denn so können wir ja aus dem Fehler der Jünger lernen. Der Fehler, den die Jünger hier machen, besteht, ganz schlicht und einfach ausgedrückt darin, dass die Jünger auf sich selber schauen und nicht auf den Herrn. Sie schauen voller Angst auf ihre eigene Schwachheit, und sie schauen voller Angst auf die, zugegebenermassen damals wie heute, schwierigen Umstände. Aber in eine Richtung schauen sie nicht. Sie schauen nicht auf den Herrn.

Ich möchte versuchen, es noch deutlicher zu machen: Was würdet ihr zu folgendem Satz sagen: Ich suche in der Stärke meines Glaubens Halt!

Klingt doch im ersten Moment schön fromm und total in Ordnung! Und trotzdem geht diese Form der Glaubenseinstellung am Zentrum unseres Glaubens vorbei. Es geht eben nicht um mich, es geht eben nicht um meinen Glauben, den ich mir vielleicht sogar selbst zusammengebastelt habe. Sondern es geht einzig und allein um den Herrn. Wer wirklich glaubt, der schaut auf den Herrn, der schaut auf seine Gnade, der schaut auf das, was der Herr damals wie heute tut.

Nicht, was ICH tun kann aus meinem Glauben heraus, und der Mensch kann ja eine Menge tun, sondern, was der Herr tut, darauf kommt es an. Ich glaube, wenn das mal bei uns Klick gemacht hat, dass es nicht um uns geht, sondern um den Herrn, dann haben wir schon viel erreicht.

Jesus lässt die Jünger hier in unserem Text ganz schön abblitzen. Auf ihre Bitte nach einem Mehr an Glauben bietet er nur diese eine Alternative an. Sinngemäss sagt er: Es gibt nur Glaube oder Unglaube. Entweder wir glauben, oder wir glauben nicht.

Sicherlich, es gibt, wir wissen das alle, ein Wachstum im Glauben, im Zuge der Heiligung. In diesem Wachstum stehen wir, hoffentlich, alle ein Leben lang. Aber es gibt eben nicht ein bisschen Glauben und ein bisschen Nichtglauben. Zumindest nach der Bibel gibt es hier keine Grauzone, kein dazwischen. Entweder ich glaube, oder ich glaube nicht.

Für die Feststellung, ob ich Glaube habe oder nicht, spielt der Stand meines Wachstums im Glauben zunächst erst einmal keine Rolle. Selbst den Fall angenommen, ich stehe im Wachstum meines Glaubens erst am Anfang, vielleicht, weil ich den Herrn gerade erst gefunden habe, so habe ich trotzdem Glauben. Das muss uns einfach klar sein, dass es zwischen Glauben und Nichtglauben keine Grauzone gibt.

Solche Grauzonenmenschen gibt es ja nun leider mehr als genug, sie sind jedoch, von der Bibel her, das beste und wirkungsvollste Brechmittel für Jesus. Ganz klar, nun schauen mich einige von euch etwas Ungläubig an, aber schauen wir einmal hinein in die Offenbarung
Kap. 3 Vers 16: " Weil du aber lau bist, und weder warm noch kalt, so will ich dich ausspeien aus meinem Munde".

Ich glaube, die Tatsache, dass es solche Menschen gibt, ist nicht nur traurig, sondern auch gefährlich, gefährlicher eigentlich, als ein Nichtchrist.
Menschen, die nirgendwo richtig konsequent dabei sind. Da ist mir, ehrlich gesagt, ein überzeugter Atheist fast noch lieber, fast noch greifbarer, als solch ein (wie soll man ihn nennen)" Wischi - Waschi - Typ."

Ihr wisst, dass wir aus der ehemaligen DDR kommen, deshalb hier auch ein Beispiel aus der DDR, weil mir dies noch frisch und leider muss ich sagen, sehr schmerzlich in Erinnerung ist. Eine Sache, die mir immer sehr wehgetan hat.
In der DDR war es unter den Christen oder solchen, die meinten, Christen zu sein, fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden, die Kinder auf der einen Seite bei der kommunistischen Jugendweihe dem Atheismus zu weihen, und nicht mehr und nicht weniger war ja diese Jugendweihe, auch wenn den meisten das so gar nicht bewusst war, oder sie es nicht wahrhaben wollten. Auf der anderen Seite wurden die gleichen Kinder, die zuvor noch dem Staat geweiht wurden, dann auch noch zur Konfirmation oder Firmung geschickt. Nun sollte Gott also praktisch auch noch seinen Segen hinzutun. Die Kinder sollten eben keine Nachteile haben, sie sollten einen Studienplatz haben, einen guten Beruf usw.

Was für ein Widerspruch, schon allein von der menschlichen Logik her eigentlich unmöglich.
Ich glaube, viele von denen, die es damals so gemacht haben, wissen bis heute nicht, dass sie damit Bindungen eingegangen sind, auch in der unsichtbaren Welt, die möglicherweise noch heute ihr Glaubensleben behindern.
Ich glaube, hier ist wirklich, zunächst erst einmal natürlich Lösung von solchen Bindungen gefragt, dann aber auch ganz besonders, eine konsequente Nachfolge. Nur dann kann der Herr kraftvoll durch uns hindurch wirken. Da darf es einfach keine Grauzonen geben. Es gibt nur ein Glauben und ein Nichtglauben, und selbst dann, so sagt es Jesus hier in unserem Text, selbst dann, wenn unser Glaube nur so gross ist wie ein Senfkorn: nicht so schlimm, Hauptsache, es ist wahrer Glaube, denn dann könntet ihr, so sagt Jesus weiter, zu dem Maulbeerbaum sagen, reiss dich aus und verpflanze dich ins Meer, und er würde euch gehorchen.

Es kommt also nicht auf die Grösse unseres Glaubens an, sondern darauf, dass wir Glauben haben. Auf jedem Glauben, egal, auf welcher Stufe des Wachstums er steht, liegt die Verheissung des Herrn.

Natürlich dürfen wir das mit dem Maulbeerbaum nur als Bild verstehen. Der Synoptiker Matthäus spricht wieder von einem Berg, der sich an einen anderen Ort bewegen soll. Daran merken wir schon, es geht nicht darum, irgendwelche Dinge zu bewegen. Vielmehr will uns Jesus gerade dadurch, dass er uns so etwas unmögliches, unglaubliches vor Augen führt von dem Gedanken lösen, wir könnten im Reich Gottes irgendetwas, irgendwie aus eigener, aus menschlicher Kraft tun.

Natürlich, ich sagte es bereits, der Mensch kann eine ganze Menge aus eigener, aus menschlicher Kraft tun, aber dann ist es eben nicht vom Herrn. Jesus möchte uns deutlich machen: Gottes Kraft hört eben nicht dort auf, wo es mit unserer Kraft zu Ende ist, wo wir an Grenzen stossen.

Jesus lädt uns zum Glauben ein, damit wir empfangen, das, was wir nicht haben. Jesus möchte den Blick der Jünger damals und natürlich auch unseren Blick heute ganz von der eigenen Person weg, hin zum Herrn lenken. Wir haben es eben nicht nötig, uns so, wie die Jünger zu ängstigen, ob denn auch unser Glaube ausreichend ist.

Solche Angst kommt niemals vom Herrn. Das müssen wir einfach wissen, um richtig damit umzugehen. Es kann nur der Widersacher sein, der solche Angst in uns hineinpflanzen möchte, nicht um uns den Glauben zu nehmen, da hat er keine Anrechte, wir gehören dem Herrn. Aber er kann uns unsicher machen, und vor allem, er kann unsere Volmacht im Dienst für den Herrn lähmen.

Aber ich denke, wenn wir nicht auf uns selber, sondern auf den Herrn schauen, wenn wir uns bewusst machen, was er getan hat und bis heute tut, wenn wir uns auf seine Verheissungen stellen, die er uns gegeben hat, ja, dann dürfte die Angst in uns wohl keine Chance mehr haben. Voraussetzung ist natürlich, dass wir diese vom Herrn gegebenen Verheissungen überhaupt erst mal kennen, um uns dann darauf zu berufen.

Nun gibt es aber noch eine zweite Seite, die unseren Blick ganz auf uns selbst, und , demzufolge vom Herrn weglenken kann. Nicht nur das Schauen auf unsere Schwachheit und scheinbare Unvermögenheit, sondern auch das Schauen auf meine eigenen Werke. Und ich meine hier die Werke, mit denen wir unseren eigenen Namen grossmachen wollen. Das ist dann eigentlich der völlige Gegensatz zu dem Schauen auf unseren Schwachheit, wenn ich selbst meine, besonders gross und gut zu sein mit meinen vielen Werken. Der völlige Gegensatz, jedoch mit der gleichen Wirkung, mit dem gleichen Ergebnis. Das Ergebnis ist nämlich auch hier wieder, dass ich auf mich und vom Herrn wegschaue.

Weil Jesus uns genau kennt, und eben auch um diese Gefahren bei uns weiss, ergänzt er hier in den nachfolgenden Versen seine Verheissung zum Senfkornglauben. Es ist uns untersagt, uns wegen unserer Werke, wegen unserer Arbeit im Reich Gottes Bewunderung und Anerkennung zusprechen zu lassen. Und ich weiss aus eigener Erfahrung, dass man in dieser Gefahr immer wieder steht, besonders dann , wenn man in der Gemeinde Ämter übernimmt.

Wenn wir das zulassen, verderben wir uns gleich 2 Dinge auf einmal: Zum einen den Glauben, der nur auf ihn blickt, die totale Abhängigkeit vom Herrn, zum anderen aber dann auch die von ihm geschenkte Liebe, die uns ja überhaupt erst einmal fähig macht, die in uns überhaupt erst einmal das Verlangen weckt, ihm zu dienen.

Die Folge davon sind dann Berichte etwa von Pastoren die sagen: ich bin total überfordert, ich bin überlastet, ich bin total ausgebrannt. Man ist müde, abgeschlafft, verbraucht, weil man nicht mehr in der Lage ist, Schwerpunkte zu setzen, vom Herrn zu erkennen, was ist jetzt dran, was ist jetzt wichtig, was will jetzt der Herr, dass ich tun soll. Und weil man das nicht mehr tun kann, stürzt man sich mit aller Gewalt hinein in die Arbeit.

Auch hierbei kann man eigentlich immer wieder nur als ganz simple und verblüffende Lösung wiederholen: Wir müssen auf den Herrn schauen, und nicht auf uns. Johannes drückt das ja so schön aus in Johannes 3: " ER muss wachsen, ICH aber muss abnehmen".
Besser könnte man die Grundrichtung unseres Glaubens und das, was Jesus hier meint, wohl nicht beschreiben. Bedingung dabei natürlich immer : Wir müssen in einer engen Beziehung mit dem Herrn leben.

Ich muss Zeit zum Gespräch mit dem Herrn haben, nicht zu einem einseitigen Gespräch, sondern, ich muss auch lernen, auf den Herrn zu hören. Unser Herr ist nicht so "einseitig", dass er "nur" durch die Bibel, durch sein Wort zu uns redet. Er hat so viele Möglichkeiten. Er kann durch Menschen, durch Umstände zu mir, zu uns reden.

Aber er will eben auch ganz persönlich zu mir, zu einem jeden von uns durch seinen Geist reden. Vielleicht haben wir das in manchen Gemeinden ja sogar schon ein wenig verlernt. In manchen Gebetsgemeinschaften habe ich so das Gefühl, das wir eine Zeit der Stille gar nicht mehr so recht ertragen können. Irgendeiner meint dann immer, er müsste diese angeblich peinliche Stille mit einer frommen Formel überbrücken. Besonders in der traditionellen Kirche stelle ich das fest. Das Programm muss lückenlos sein. Vielleicht hat man Gott damit schon so manches mal das Wort abgeschnitten.

Ich denke, wir nehmen uns damit die Chance, einfach mal still zu sein, vor dem Herrn einfach so zu stehen, ohne etwas zu sagen, und eben auf den Herrn zu hören. Was will er mir jetzt sagen, was will er mir jetzt klar machen, was will er mir jetzt für Impulse geben. Nehmen wir uns dabei nicht vielleicht auch die Chance, z.B. Bilder und Visionen zu bekommen, wenn WIR nur immer reden, so dass der HERR gar nicht zu Wort kommen kann?

Ich hoffe, dass ich nicht missverstanden werde. Ich möchte nicht unsere Gebetsgemeinschaften kritisieren. Es ist wohl auch mehr ein allgemeines Problem unter den Christen überhaupt. Aber ich denke, wir dürfen auch diese Sache nicht aus den Augen verlieren. Es geht eben nicht um mich, auch nicht um unsere Gemeinde, sondern letztlich immer um den Herrn. Er soll im Mittelpunkt stehen.

Und diese Tatsache, diese Kernwahrheit in unserem Text, um es mal so zu bezeichnen, die macht Jesus dann auch noch einmal in dem nachfolgenden Bild, in dem Gleichnis ganz besonders deutlich, in einer sehr anschaulichen, plastischen Art, so wie es nun mal Jesu Art ist: Verse 7 - 9:

" Wer unter euch hat einen Knecht, der pflügt, oder das Vieh hütet und sagt ihm, wenn er vom Felde heimkommt: Komm gleich her und setzte dich zu Tisch. Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Bereite mir das Abendessen, schürze dich und diene mir bis ich gegessen habe. Danach sollst du auch essen und trinken. Und dankt er etwa dem Knecht, dass er getan hat, was befohlen war ? "

Schauen wir uns das Bild ein wenig näher an. Ein Knecht, der einen langen, anstrengenden Arbeitstag hinter sich hat, der auf dem Felde gepflügt hat, oder der seinen Dienst bei den Viehherden getan hat, kommt nach Hause. Aber da ist nichts mit Ausruhen. Sofort wartet neue Arbeit auf ihn. Er muss das Abendbrot zubereiten und die Familie des Herrn bedienen. Erst dann ist auch er mit dem Essen dran.

Da wird überhaupt nicht danach gefragt, ob er vielleicht hungrig ist, ob er schon einen anstrengenden Tag hinter sich hat, ob er Ruhe braucht. Und wenn es ein vernünftiger, ein williger Knecht ist, erwartet er auch gar nicht, dass sein Herr sich noch extra bedankt. Er tut einfach seine Arbeit, solange sie notwendig ist.

Jesus beschreibt hier einen Knecht, bei dem die Arbeit, der Dienst aus der Liebe zu seinem Herrn heraus fliesst. Natürlich kann man uns nicht als Knechte bezeichnen, denn wir sind ja Kinder Gottes, er ist unser Vater. Jesus will mit diesem Bild nicht unseren Status zum Herrn deutlich machen, sondern hier geht es um unsere Herzenseinstellung zum Dienst im Reich Gottes. In dieser Weise, so wie dieser Knecht, haben wir unseren Dienst, unsere Arbeit im Reich Gottes zu verrichten.
Wir sollen nicht zurückschauen, um zu sehen, wie viel wir schon gemacht haben. Wir sollen vielmehr auf den Herrn schauen. Was kann ich jetzt nach Gottes Willen tun, wo will er mich jetzt hinhaben.

Nun mag das von Jesus hier gebrauchte Bild beim ersten Hinhören recht anstrengend klingen. Ein Knecht, der erschöpft von der Arbeit abends nach Hause kommt, und nun immer noch arbeiten soll. Aber ich denke, mit der Arbeit im Reich Gottes ist es ein wenig anders. Sicher, wenn noch viel eigenes bei der Arbeit dabei ist, dass ICH Macht haben will, dass ICH Ehre suche, dass ICH meinen Namen gross machen will, dass ich gar nicht nach dem Willen des Herrn frage, sondern einfach drauf los mache, dann kann Arbeit im Reich Gottes ganz schön anstrengend sein. Aber wenn ich immer nach dem Willen Gottes frage, dann ist Arbeit im Reich Gottes eigentlich gar nicht so schwer. Und ich sage das hier an dieser Stelle wirklich nicht nur deshalb, weil die Bibel es so sagt, sondern auch aus eigener Erfahrung.

In Vers 10 unseres Abschnittes setzt Jesus dann auf dieses Bild, auf dieses Gleichnis vom Knecht noch einen i-Punkt drauf.
" So auch ihr, wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen ist so sprecht: Wir sind unnütze Knechte, wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren."

Das mag uns nun vielleicht wie die absolute Selbstlosigkeit vorkommen. Aber ich glaube, wir merken es schon: Immer wieder will Jesus eigentlich nur das Eine erreichen, dass wir von uns selbst wegschauen.

Ich für mein Teil wünsche mir eigentlich, dass, wenn ich mal vor den Herrn treten darf, ich sagen kann, Okay Herr, den Auftrag, den du mir in meinem Leben gegeben hast, den habe ich erfüllt. Aber selbst dann, wenn ich das vor dem Herrn sagen kann, kann meine Herzenseinstellung nur lauten: Ich bin ein unnützer Knecht, ich habe nur das getan, was meine Pflicht war, was dein Wille für mein Leben war.

Ich weiss nicht, ob uns das immer so bewusst ist, dass der Herr für einen jeden von uns einen Auftrag hat , den wir zu erfüllen haben. Der Herr hat uns zwar errettet, aber nicht dazu, dass wir nun in eine Art frommer Sicherheit verfallen. Das sogenannte Lehnsesselchristsein.
Ich weiss nicht, ob ihr mit diesem Begriff etwas anfangen könnt.

Das ist ein Christ, der nach dem Motto handelt: Ich bin ja gerettet, was brauche ich noch. Man kann es auch an dieser Stelle nicht oft genug sagen: Es geht nicht um uns, sondern um den Herrn. Es geht noch nicht mal "nur" um unsere Rettung, auch wenn das jetzt vielleicht ein wenig provokativ klingt. Sondern es geht eben auch darum dass der Herr uns, nachdem wir gerettet sind, als Werkzeuge gebrauchen möchte, es geht darum, dass wir Früchte bringen.

Paulus spricht ja einmal von denen, die zwar gerettet sind, aber keine Frucht gebracht haben, dass sie gerettet sind, wie durchs Feuer hindurch, oder man könnte auch sagen: Gerettet, eben noch mal gerade so.

Interessanterweise geht Gott ja bei dieser Auftragserteilung nach einem ganz bestimmten System vor. Gott vergibt nicht den 2. Auftrag, bevor wir nicht den ersten erfüllt haben. Der Herr will, dass wir den Auftrag Nummer 1 erkennen und erfüllen, denn er vergibt ja nicht Aufträge, zu denen wir gar nicht in der Lage sind, unter denen wir zusammenbrechen, er kennt ja unser Vermögen, er gibt ja auch die Kraft und die Fähigkeit dazu. Bei Gott ist ja das Wollen und das Vollbringen. (Philipper 2 Vers 13).

Aber wie kann das nun praktisch werden. Wie kann ich meinen Auftrag, nehmen wir an z.B. im Gebet, in der Fürbitte, erkennen. Wie kann zum Beispiel auf diesem Gebiet mein Senfkornglauben, auf dem ja, wie wir gehört haben eine Verheissung liegt, wirksam werden. Wie kann im Gebet, in der Fürbitte meine Vollmacht, die der Herr mir gegeben hat, zum Tragen kommen.

Ich habe nun natürlich die Möglichkeit, sämtliche Fürbittanliegen durchzubeten, die mir gerade so einfallen. Natürlich, das kann ich machen, Gott ist gross, und wir wissen, er hört, wenn seine Kinder ihn anrufen.

Aber ich glaube, der noch bessere Weg ist das von Gott inspirierte Gebet. Warum? Weil nicht ich als Christ die Welt verändern soll, sondern weil Gott die Welt verändern möchte, durch mich, ein ganz entscheidender Unterschied.

Der Inhalt meiner Gebete sollte also eigentlich nicht in meinem Herzen entspringen, sondern im Herzen Gottes. Ich möchte das deutlich machen an einem Wort aus dem Alten Testament.
Jesaja 65 Vers 24: " Und es wird geschehen, ehe sie rufen, werde ich antworten, während sie noch reden, werde ich hören."

Eigentlich ein wunderbares, ein ganz phantastisches Wort. Dieses Wort macht deutlich: Gott hat einen Plan mit dieser Welt und mit einem jeden von uns. In dem Bereich, den er verändern möchte, bereitet Gott vor, legt er den Grund, bevor wir überhaupt etwas ahnen können. Das kann zum Beispiel der ausgestreute Samen bei einem Menschen sein, der den Herrn noch nicht gefunden hat, den Gott innerlich vorbereitet hat. Es ist noch gar nichts äusserlich zu sehen, den Samen in der Erde sehen wir ja auch nicht.

Und dann sind wir dran. Dann bekommen wir den Auftrag der ganz konkreten Fürbitte vom Herrn, und der Same wird, zu seiner Zeit aufgehen. Wir sind praktisch die, die durch unsere vollmächtigen Gebete den starken Arm Gottes zum Handeln bewegen, und das ist eine Sache, die mich irgendwie fasziniert. Vielleicht geht es euch ja auch so.

Das funktioniert natürlich nur durch von Gott inspiriertes Gebet bzw. Fürbitte. Wie anders sollten wir das Pauluswort verstehen wenn er schreibt: Wir wissen nicht, was wir beten sollen, aber der Heilige Geist vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen.

Wenn wir diese Richtung einhalten, dann fällt es uns vielleicht auch ein wenig leichter, ganz fest auf die Erhörung unserer Gebete zu vertrauen und nicht so schnell in Zweifel hineinzugeraten. Denn es steht ja, ich muss es immer wieder sagen, eine Verheissung dahinter.

Ich möchte schliessen, diesmal nicht mit einem Bibelwort, sondern mit einem Wort von Johann Christoph Blumhardt:

Unsere Gebete, möchte ich sagen, sind Hammerschläge an die Bollwerke des Fürsten der Finsternis, die oft wiederholt werden müssen. Wenn sie fortgesetzt werden, müssen doch zuletzt die festesten Mauern fallen, dass die Herrlichkeit des Herrn freien Weges, segnend und heilend dahinschreite über die verwüsteten Gefilde der Menschheit, und also der Herr in seiner Ehre erscheine.

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