| Gottesfurcht im Herzen Von Pastor Wolfgang Wegert © Predigttext: "Und ich will einen ewigen Bund mit ihnen schließen, daß ich nicht von ihnen ablassen will, ihnen wohlzutun. Und ich will meine Furcht in ihr Herz geben, daß sie nicht mehr von mir weichen sollen." Jeremia 32, 40 Mitten in der Welt, unter Millionen von Menschen, die fern von Gott sind und die Ihn nicht kennen, gibt es eine Gruppe von Auserwählten, die in einer Bundesbeziehung zu Gott stehen. Früher, zur Zeit des Alten Testamentes, war es das Volk Israel, das in einer Bundesbeziehung zu Ihm stand. Heute ist es die Gemeinde, und der Bund mit ihr soll ewig bleiben. Deshalb heißt es in Jesaja 54, 10: "Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der HERR, dein Erbarmer." Diesen Bund hat der Herr den Wiedergeborenen gestiftet, die die Furcht Gottes in ihrem Herzen haben. I. BETRACHTEN WIR DEN EWIGEN BUND. Dieser Bund, von dem der Prophet Jeremia hier durch den Geist Gottes redet, wird auch der "neue Bund" genannt. Ein Kapitel zuvor, in Jeremia 31, 31-33 heißt es: "Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen werde, nicht wie der Bund, den ich mit ihren Vätern schloß an dem Tage, da ich sie bei der Hand ergriff, um sie aus dem Lande Ägypten auszuführen, denn sie haben meinen Bund gebrochen, und ich hatte sie mir doch angetraut, spricht der Herr; sondern das ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel nach jenen Tagen schließen will: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und es in ihren Sinn schreiben und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein." Der neue Bund steht also in ganz großem Kontrast zum alten Bund. Das Prinzip des alten Bundes beruhte ja auf der Tätigkeit, auf der Anstrengung des Menschen: "Halte die Gebote! Und wenn du das tust, wirst du dir dadurch Segen erwerben. Hältst du sie aber nicht, wirst du Fluch ernten." Diesen Werkebund schloß Gott mit Israel am Berg Sinai. Und im Grunde genommen schloß Er einen ebensolchen Bund auch schon mit Adam. Wir wissen, daß Adam nicht in der Lage war, den Bund zu halten - er wurde aufgrund seiner Sünde aus dem Paradies verstoßen, die Beziehung zu Gott zerbrach. Und auch Israel brach den Bund und konnte darum das verheißene Land nicht erreichen und in die Ruhe Kanaans nicht eingehen. Das Prinzip des neuen Bundes beruht nicht mehr auf menschlicher Leistung, sondern auf Gnade. Denn nun bewirkt nicht mehr der Mensch, sondern Gott selbst im Menschen die Bundestreue. Anders gesagt: Nicht der Mensch hält aus sich selbst heraus seinen Teil des Bundes, sondern Gott bewirkt im Menschen, daß er treu ist. Das darf nie verwechselt werden, sondern das muß strikt unterschieden werden. Weil die Christenheit den Werke- und den Gnadenbund aber oft vermischt, leiden viele Gläubige unter einer großen Unsicherheit. Sie wissen am Ende nicht mehr, ob sie denn nun durch ihr Tun und ihre Treue selig werden oder durch die Treue Jesu, die Er uns in unser Herz gibt und durch die Er uns bewegt, treu zu sein. Diese Treue nennt Gott "die Furcht des Herrn": "Ich will meine Furcht in ihr Herz geben." Weil der erste Bund ein Werkebund war, bei dem das Versagen der Menschen quasi schon vorprogrammiert war, war er nur von kurzer Dauer. Der zweite Bund aber wird ewig bestehen, wie wir ja gelesen haben: "Ich will einen ewigen Bund mit ihnen schließen, daß ich nicht von ihnen ablassen will, ihnen Gutes zu tun. Und ich will meine Furcht in ihr Herz geben, daß sie nicht mehr von mir weichen" (Jeremia 32,40). Der neue Bund gründet in Christus. Jesus ist das Geheimnis des neuen Bundes, denn der Vater schloß den neuen Bund mit Ihm für uns. Der erste Bund wurde, wie wir wissen, mit Adam geschlossen, wie Paulus in Römer 5 ausführlich erklärt. Adam war das Bundeshaupt des alten Bundes. Und was er vereinbarte und dann einhielt bzw. brach, betrifft auch uns, das ist unsere Ehre oder auch Schande. Adams Handeln kann man vergleichen mit dem einer Regierung. Wenn z. B. der Bundeskanzler einen Vertrag mit einer anderen Nation unterschreibt, handelt er nicht nur in seinem eigenen Namen, sondern im Namen des ganzen Volkes. So handelte Adam als erstes Haupt im Namen der gesamten Menschheit, wodurch unser aller Schicksal besiegelt wurde und worunter wir heute noch leiden, denn die Bibel sagt uns, daß er den alten Bund brach. Aber dann erklärt uns das Evangelium, daß Gott einen zweiten Adam sandte, der wieder ein Bundeshaupt ist. Und dieser heißt Jesus Christus, wahrer Mensch und wahrer Gott. Christus ist nun nicht mehr das Bundeshaupt aller natürlichen Menschen, sondern Er ist das Bundeshaupt aller Glaubenden. Gott schloß diesmal sicherheitshalber mit Seinem eigenen Sohn den neuen Bund für uns. Wenn Er es wieder mit einem fehlbaren Menschen wie Adam probiert hätte, wäre die Katastrophe ja wieder dieselbe gewesen. Deshalb sagt der Herr: "Ich will einen neuen Bund schließen. Und diesen schließe ich nicht mehr mit dem zur Sünde fähigen natürlichen Menschen, sondern den schließe ich mit Meinem eigenen Fleisch und Blut, in Jesus Christus." Halleluja! Wir sehen also: Adam war der Vertreter und das Haupt aller Menschen. Und so, wie alle in Adam fielen, weil sein Vertragsbruch uns unter den Fluch brachte, so bringt das Handeln Christi als neues Bundeshaupt allen Glaubenden Herrlichkeit, Heil und Errettung und das ewige Leben. Und dieser neue Bund kann niemals brechen, weil Christus selbst die Vertragsseite des Menschen garantiert und sie absolut erfüllt hat. Er erfüllte das Gesetz und somit die Ansprüche Gottes sogar in doppelter Weise: Christus ehrte das Gesetz durch Seinen praktischen Gehorsam, denn es war keine Sünde und keine Übertretung an Ihm. Und Er ehrte die Gebote Gottes durch Seinen Sühnetod am Kreuz, indem Er sich der Verurteilung durch das Gesetz stellte und um unserer Sünde willen die von Gott geforderte Gerechtigkeit erbrachte. Und nun, nachdem Jesus die Vertragsseite aller Glaubenden im neuen Bund erfüllt hat, bleibt nur noch Eines zu tun: Der Vater muß Seine Verpflichtungserklärung einhalten. Darum bittet Jesus in Johannes 17: "Vater, ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue" (V.4). "Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast" (V.6). "Erhalte sie in deinem Namen" (V.11). "Solange ich bei ihnen war, erhielt ich sie in deinem Namen, ..., und ich habe sie bewahrt, und keiner von ihnen ist verloren außer dem Sohn des Verderbens" (V.12). Nachdem Christus Seinen Teil des Vertrages erfüllte, bittet Er den Vater, nun Seine Seite zu erfüllen und die Glaubenden zu bewahren. Natürlich weiß Jesus, daß Er den Vater nicht erst daran erinnern muß, Seinen Bund zu halten. Dieses Gebet läßt uns aber erkennen, daß der neue Bund nicht zwischen Gott und Mensch abgeschlossen wurde, sondern daß er ein innergöttliches Bündnis ist. Und daß Er diesen Bund halten wird, hat Gott sogar geschworen. Wir haben ja im Predigtvers gelesen: "Ich will einen ewigen Bund mit ihnen schließen." II. DIE BUNDESTREUE DER KINDER GOTTES. Es gibt aber nun auch noch eine Bundestreue, die die Glaubenden betrifft. Stünden wir auf der Basis des alten Bundes, würde unsere menschliche Untreue alsbald den Bund wieder zerstören. Aber die Basis des neuen Bundes ist die Treue Christi. Und dieser Christus wohnt in den Herzen des Bundesvolkes. Deshalb noch einmal: "Ich will meine Furcht in ihr Herz geben, daß sie nicht mehr von mir weichen sollen." Zu diesem Ausdruck "Furcht in ihr Herz" gibt es einige Synonyme, z. B.: "Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben" (Jeremia 31,33) oder: "Ich will ihnen ein anderes Herz geben und einen neuen Geist in sie geben und will das steinerne Herz wegnehmen" (Hesekiel 11,19). Und im Neuen Testament sagt Jesus: "Ich will mit meinem Vater zu euch kommen und Wohnung bei euch nehmen" (nach Johannes 14,23). Das heißt: Christus in uns ist die Hoffnung der Herrlichkeit! Demnach können wir sagen: Die Furcht des Herrn in unserem Herzen bzw. das Gesetz Gottes in unserem Herzen bzw. der Heilige Geist in unserem Herzen - das ist es, was die Gotteskinder bei Jesus hält. Das ist so, als ob uns bei der Wiedergeburt vom Heiligen Geist eine Magnetplatte ins Herz geschweißt worden wäre. Und wenn wir dann einmal auf Abwege geraten, kommt Gott mit dem gewaltigen Sog Seiner Liebe, die wie ein starker Magnet an unserem Herzen wirkt, und bringt uns wieder zurecht. Auf diese Weise wird auch einmal die Entrückung aller Gläubigen stattfinden. Christen, die Jesus Christus von Herzen lieben, die aber dennoch in Sünde gefallen sind, können das bestätigen. Wir haben uns eine Weile im Ungehorsam von Ihm entfernt, aber über kurz oder lang bemerkt man das Ziehen der Liebe Gottes in uns. Dabei wendet Christus keine Gewalt an, sondern unsere Seele kommt einfach nicht von Ihm los. Wir hängen an Ihm, weil Gott durch Seinen ewigen Bund die Furcht des Herrn in unser Herz gelegt hat. Nun wendet vielleicht jemand ein: "Aber die christliche Nachfolge ist doch kein Automatismus!" Das ist sie natürlich nicht, aber das habe ich ja auch nicht gesagt. Sondern Gott ist ein wunderbarer Pädagoge, der fortwährend an uns handelt, wodurch unsere Treue entsteht. Denn auch, wenn wir untreu sind, bleibt Er dennoch treu, so daß Er durch die Furcht des Herrn unsere Untreue überwindet. Und schließlich sagt Er: "Ei, du frommer und getreuer Knecht, du bist über Wenigem treu gewesen, gehe ein zu deines Herrn Freude" (Matthäus 25,21). Dann werden du und ich noch belohnt für die Treue, die Er in uns bewirkt hat! Wir erhalten den "Lohn der Gnade" (siehe Römer 4,4). Das bedeutet nicht, daß man sich als Christ auf die faule Haut legen soll, aber wir dürfen nicht den Gnaden- mit dem Werkebund vermischen. Denn es kommt eben nicht auf unsere eigene Kraft und Anstrengung an, sondern darauf, daß Christus selbst alles in uns wirkt, was vor Ihm wohlgefällig ist. Das Geheimnis des neuen Bundes ist also - um es noch einmal anders zu sagen: Gott knüppelt uns nicht, um uns zu heiligen, sondern Er packt uns am Herzen. Dann beten wir aus Liebe zu unserem Herrn Jesus: "Zieh mich Dir nach, so laufen wir." Das ist unsere Dynamik. Das heißt, Christen haben ihre Motivation und ihren Antrieb nicht durch den Buchstaben des Gesetzes, an dem sie sowieso scheitern müßten, sondern durch die Furcht des Herrn in ihrem Herzen. Und der Vater stimuliert diese Furcht durch Sein Wort, durch das Gebet, durch unser geheiligtes Gewissen und durch Seinen Geist, der in uns wirkt. Die Ungläubigen kennen keine Gottesfurcht im biblischen Sinn. In Römer 3, 17-18 heißt es über sie: "... den Weg des Friedens kennen sie nicht. Es ist keine Gottesfurcht vor ihren Augen." Sie ist nicht einmal vor ihren Augen, geschweige denn in ihren Herzen! Manchmal sagt man: "Der oder die hat noch ein bißchen Gottesfurcht", weil z. B. ein Politiker noch ab und zu öffentlich zur Kirche geht. Bei solchen Menschen sind vielleicht noch Restbestände biblischer Ethik vorhanden, da sie in kirchlichen Traditionen aufgewachsen sind. Aber Gottesfurcht nennt die Bibel so etwas nicht, denn diese kann man nur durch die Erneuerung des Heiligen Geistes im Herzen haben. Und wir sehen es auch: Keine Partei und kein einflußreicher Politiker unternimmt z. B. ernsthaft etwas gegen das Morden der Babys im Mutterleib. Ich habe gerade gelesen, daß in Hamburg auf 100 Geburten ca. 30 Abtreibungen kommen, aber niemand unternimmt etwas dagegen. Denn vor den Augen der Politiker ist keine Gottesfurcht, sondern ihr Handeln wird oft von der Wählergunst bestimmt. Darum lautet die Diagnose Gottes über die Menschheit: "Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer. Ihre Füße sind eilend, Blut zu vergießen, und den Weg des Friedens finden sie nicht. Es ist keine Gottesfurcht bei ihnen" (Römer 3,10-18). Dennoch sollen wir aber für unser Land beten, und wir wollen das Evangelium noch leidenschaftlicher bezeugen als bisher, daß die Furcht des Herrn in den Herzen vieler Menschen sei. Denn Deutschland braucht nicht in erster Linie eine neue Moral, sondern neue Menschen, in deren Herzen die wahre Furcht Gottes wohnt. Diese Furcht Gottes bewirkt dann in den Kindern des Bundes, den Wiedergeborenen, "daß sie nicht mehr von mir weichen sollen". Und wenn diese Furcht vorhanden ist, mögen wir straucheln und ungehorsam sein, aber weil Gott Seines Bundes gedenkt, wird die Furcht des Herrn sich in unseren Herzen regen, und wir werden umkehren. Gerade erhielten wir eine Zuschrift von einem Fernsehzuschauer, über die ich mich sehr gefreut habe, denn in dem Brief wird deutlich, daß Gott Seine Kinder niemals losläßt. Der junge Mann schreibt, daß er bereits 1988 unser TV-Programm gesehen hatte und auch zu einem Jesus-Festival nach Buchholz gekommen war, "...aber im zarten Alter von 18 Jahren war ich zu schüchtern, um jemanden von euch anzusprechen. Ängste hinderten mich daran. Aber nun vor einigen Wochen, 14 Jahre später, sah ich wieder zufällig eine TV-Sendung mit Pastor Wegert auf NBC. Und diesmal kam mir wieder die damalige Suche nach Jesus, Gott und dem Sinn des Lebens ins Gedächtnis zurück." Wir sehen: Bei ihm war schon die vorhin erwähnte Magnetplatte installiert, und der Geist Gottes zog ihn! "Mir wurde auch bewußt, daß diese Sehnsucht nach Jesus eigentlich schon immer da war. Jedoch äußere Zwänge, Lebensumstände hielten mich ab. Ich bin römisch-katholisch, eine entsprechende Kindheit. Um es kurz zu machen: Nach nunmehr 14 Jahren habe ich wieder gebetet und Jesus endlich in mein Leben gelassen, und ich bin glücklich wie noch nie zuvor. Deshalb möchte ich mich auch bei euch bedanken, denn eure Missionsarbeit hat mir Jesus wieder ins Bewußtsein gebracht." Halleluja! Solche Briefe ermutigen mich, weiter das Gesetz Gottes zu verkündigen. Aber noch wichtiger ist, zu predigen und zu beten, daß der Herr Seine Furcht in die Herzen der Menschen hineinlegt und sie von innen heraus neu werden. Und wie ist es mit dir? Bist du einer, in dessen Herzen die Furcht des Herrn ist? Wenn nicht, dann bitte Gott mit Ernst darum! Er wird sie dir schenken, und sie wird dich halten, bis du Jesus Christus von Angesicht zu Angesicht schaust. Amen. |