Heirat Dass das Thema «Zusammenleben ohne Trauschein» auch einmal ein Diskussionspunkt für die Gemeinde Jesu werden könnte, war vor Jahren noch undenkbar. Doch inzwischen ist dies nicht nur ein Thema geworden, über das diskutiert wird, sondern dem man sich öffnet und das man toleriert. Eigentlich sollte man meinen, die Bibel spreche hierüber mit einer deutlichen Sprache, an der es nichts zu rütteln gibt. Doch windet sich die altböse Schlange, listig wie sie ist, auch um diesen Punkt und lässt ihn zu einer Verführung werden, welche die Gemeinschaften ins Wanken bringt. In den letzten Wochen und Monaten war sogar zu lesen, dass es lokale Gemeinden gibt, die ins Auge fassen, unverheiratete Paare - ohne standesamtliche Trauung - christlich einzusegnen, damit sie als Ehepaar zusammenleben können, aber auf die getrennte Pension nicht verzichten müssen. Dürfen unverheiratete Paare aus Sicht der Bibel zusammenleben? Ab wann ist ein Paar verheiratet: Nach der Entscheidung des Paares, zusammenleben zu wollen? Nach dem ersten Intimverkehr? Nach der standesamtlichen oder kirchlichen Trauung? Zu diesen Fragen fand ich eine gute detaillierte Antwort, deren Quelle mir leider nicht bekannt ist, da ich nur eine Kopie davon besitze, ohne Angabe des Autors oder aus welchem Buch sie stammt. Wir erlauben uns, diese Antwort hier folgend abzudrucken: Zur Klärung dieser in unserer Zeit immer brennender werdenden Fragen sollen fünf Punkte biblischer Leitlinien vorangestellt werden. Wir wenden hier einen biblischen Auslegungsgrundsatz an, bei dem die Problemlösung nicht auf einen einzigen Vers zu fixieren ist, sondern sich erst im Kontext mehrerer Grundaussagen ergibt. 1. Ehe und Geschlechtlichkeit: Gott hat in Seiner Schöpfungsordnung die Ehe gestiftet. Sie ist Sein Wille und Seine gute Idee: «Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei» (I.Mo 2,18). Sie ist als lebenslängliche Gemeinschaft bestimmt (Mt 19,6), die darum nach der Trauformel solange gilt «bis dass der Tod euch scheide». Beim Einsetzen dieser von Gott gestifteten Gemeinschaft von Mann und Frau hatte der Schöpfer gesagt: «Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch» (l .Mo 2,24). Das «Ein-Fleisch-Sein» meint zunächst die leibliche, geschlechtliche Gemeinschaft. Diese Kurzformel umfasst jedoch den ganzen Menschen und somit auch Seele und Geist. Zwei Menschen mit unterschiedlichen bisherigen Lebenswegen finden zu der innigsten Gemeinschaft, die es gibt. Sie werden eins in ihrem Empfinden und Denken sowie in geistlicher und leiblicher Beziehung. Die Geschlechtlichkeit ist ein Geschenk Gottes, und der eheliche Verkehr dient nach biblischer Sicht nicht nur zum Kinderzeugen: «Entzieht euch einander nicht, höchstens aufgrund beiderseitigen Einverständnisses für eine bestimmte Zeit, um euch ungestört dem Gebet zu widmen» (l.Kor 7,5). «Dein Brunnquell möge gesegnet sein, dass du an der Frau deiner Jugend dich erfreuest! Das liebreizende Reh, die anmutige Gazelle - ihr Busen möge dich allezeit ergötzen, in ihrer Liebe sei immerdar trunken!» (Spr 5,18-19). «Geniesse das Leben mit deiner Frau, die du lieb gewonnen hast» (Pred 9,9). Die Bibel zeigt uns den rechten Umgang mit der Sexualität. Sie grenzt sich ab, sowohl von Prüderie (Hohel 4) als auch von Wollust (Jer 5,8); Liebe und Achtung sind die bestimmenden Randbedingungen (Kol 3,19; l.Petr 3,7). 2. Ehe und Gemeinde als Stiftung Gottes: In dieser Welt gibt es viele Formen der menschlichen Gemeinschaft, von denen Ehe und Familie, Gemeinde und Staat (Rom 13,1-7), nach dem Willen Gottes sind. Die Gemeinde Jesu Christi und die Ehe aber sind zwei besondere Stiftungen Gottes und damit entgegen mancherlei Meinung keineswegs menschliche Erfindungen: Beide Gemeinschaften sind darum in einer gottlosen Welt angefochten (I.Tim 4,3; Offb 2,9). Seit der Schöpfung gibt es keine menschliche Kultur ohne Ehe. Sie hat sich nie überholt und wird trotz ehefeindlicher Zeitströmungen und menschlichen Fehlverhaltens alle Zeiten überdauern, weil sie in der Fürsorge Gottes für den Menschen begründet liegt. Ebenso wird die Gemeinde nach der Ver-heissungjesu selbst von den Pforten des Totenreichs (Hades) niemals überwältigt werden können (Mt 16,18). 3. Die Ehe als Gleichnis: Die Bibel umschreibt oft den Glauben und die Beziehung zwischen Gott und Mensch mit dem innigsten Vertrauensverhältnis, das zwischen Menschen denkbar ist, mit der Ehe. «Denn wie ein Mann eine Frau lieb hat... und wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich freuen» (Jes 62,5). Darum wird auch die Ehe als Gleichnis (griech. mystaerion = Geheimnis) für das Verhältnis Christi zu Seiner Gemeinde gewählt: «... gleichwie auch Christus geliebt hat die Gemeinde und hat sich selbst für sie gegeben ...so sollen auch die Männer ihre Frauen lieben» (Eph 5,25.28). Von dieser Analogie sagt uns Gottes Wort: «Dieses Geheimnis ist gross ...» (Eph 5,32). Schon aus dem Gleichnischarakter der Ehe für die ewige Gemeinschaft mit Christus ist ableitbar, dass Ehe eine Gemeinschaft auf Lebenszeit ist. Jede geschiedene Ehe produziert ein Zerrbild der Vorstellungen Gottes und zerstört das Gleichnishafte. So wird auch Jesu kompromisslose Haltung in der Scheidungsfrage einsichtig (Mt 19-6-9). 4. Die Hurerei als Gleichnis: Wenn eine in Liebe und Treue geführte Ehe als Bild für das Verhältnis Gottes zu Seinem Volk steht, so bezeichnet die Bibel in Konsequenz den Abfall von Gott und die Anbetung fremder Götter und Götzen als Ehebruch und Hurerei: «Hast du auch gesehen, was Israel, die Abtrünnige, tut? Sie ging hin auf alle hohen Berge und unter alle grünen Bäume und trieb daselbst Hurerei. Und von dem Geschrei ihrer Hurerei ist das Land verunreinigt; denn sie treibt Ehebruch mit Stein und Holz» (Jer 3,6.9). «Denn ich habe gesehen deine Ehebrecherei, deine Geilheit, deine freche Hurerei, ja deine Gräuel auf Hügeln und auf Äckern» (Jer 13,27). 5. Was ist Hurerei? Für die beiden deutschen Wörter «Hurerei» und «Unzucht» gibt es in der Sprache des Neuen Testaments nur einen Ausdruck (griech. porneia), den wir in dem Wort Pornographie wiederfinden. Das Wort «Unzüchtiger» (griech. pornos) wird im Neuen Testament einerseits neben Ehebrechern und Homosexuellen gebraucht (z.B. l .Kor 6,9), andererseits aber auch als Oberbegriff für jede Befriedigung des Geschlechtstriebes ausserhalb der von Gott gesetzten Ehegemeinschaft (z.B. l.Kor 6,18; l.Thess 4,3). Hierzu gehören: • Intimgemeinschaft mit einer anderen Frau als der Ehefrau (3.Mo 18,20; Jer 5,8-9; Mt 5,32) • Homosexualität (1.Mo 19,5; Rom 1,26-27; I.Tim l, 10). • Blutschande (l .Kor 5, l). • Vergehen mit dem Vieh (3.Mo 18,23). Diejenigen, die Hurerei (Unzucht) treiben, stehen unter einem schweren Urteil Gottes: «Weder die Unzüchtigen noch die Götzendiener noch die Ehebrecher noch die Weichlinge noch die Knabenschän- der werden das Reich Gottes ererben» (l.Kor 6,9-10) «Die Unzüchtigen und die Ehebrecher wird Gott richten» (Hebr 13,4). «Draussen (in der Verdammnis) sind die ... Unzüchtigen und die Totschläger und die Götzendiener und jeder, der Lüge lieb hat und tut» (Offb22,15). Folgerungen: Nach diesen biblischen Grundlagen liegen die gesuchten Antworten auf der Hand. Das Zusammenleben unverheirateter Paare ist somit ebenso wie vor- oder ausserehelicher Geschlechtsverkehr nach der Bibel als Hurerei zu bezeichnen und schliesst vom Reiche Gottes aus, es sei denn, die Betreffenden wenden sich von diesem sündigen Leben ab und kehren um. Ab wann aber ist ein Paar verheiratet? Mit der zunehmenden Entfremdung unseres Volkes von den Geboten Gottes beobachten wir mehr und mehr, dass unverheiratete Paare zusammenziehen und in einem «eheähnlichen», aber unverbindlichen Verhältnis leben. Sie sind dennoch nicht verheiratet, auch wenn manche keinen Unterschied zwischen ihrer Lebensgemeinschaft und einer Ehe sehen. Wie Gott solche Verhältnisse beurteilt, haben wir im vorangegangenen Punkt 5 bereits ausgesagt. Aus dem Zeugnis der Bibel entnehmen wir, dass die Ehe nicht damit beginnt, • wenn ein Paar beabsichtigt, den gemeinsamen Lebensweg zu gehen. Jakob wollte Rahel zur Frau haben. Als die vereinbarten sieben Jahre bis zur Heirat vorbei waren, sagte Jakob zu seinem Schwiegervater Laban: «Gib mir nun meine Braut, denn die Zeit ist da, dass ich zu ihr gehe» (I.Mo 29,21). Hiermit war die Geschlechtsgemeinschaft angesprochen. Vor der Ehe hat Jakob nicht sexuell mit Rahel verkehrt, und die Ehe galt ab dem öffentlichen Fest der Hochzeit. • • wenn ein Paar Intimverkehr gehabt hat. Wenn in Israel ein Mann mit einem Mädchen geschlafen hatte, musste er es auch heiraten und - wie damals üblich - den Brautpreis zahlen (5.Mo 22,28-29). Intime Beziehungen waren bis zur offiziell geschlossenen Ehe nicht erlaubt. Definition für Ehebeginn: Eine Ehe gilt erst dann - auch vor Gott - als geschlossen, wenn sich Mann und Frau dem in der jeweiligen Gesellschaft üblichen offiziellen Ritual der Verheiratung unterzogen haben. Diese Definition ist an allen biblischen Beispielen von Hochzeiten nachvollziehbar. Hier finden wir folgendes biblisches Auslegungsprinzip: Aus einer Fülle von Einzelereignissen wird das allen gemeinsame als eine Biblische Lehre extrahiert. Ebenso ist diese Definition auf jeden entlegenen Stamm mit seinen eigenen, innerhalb dieser Gemeinschaft anerkannten Riten anwendbar wie auch für unseren Kulturkreis mit der Einrichtung des Standesamtes. Wichtig ist in jedem Fall, dass Behörden und Mitmenschen eindeutig wissen, dass dieser Mann und diese Frau als Ehepaar verbindlich zusammengehören. Sie stehen damit anderen nicht mehr zur Partnerwahl zur Verfügung. Wenn ein Mann eine verheiratete Frau (oder ein verheirateter Mann eine andere Frau und umgekehrt) ansieht, um sie (ihn) zu begehren, so wird er (sie) nach der Bergpredigt Jesu zum Ehebrecher (bzw. zur Ehebrecherin) (Mt 5,28). Der Frau am Jakobsbrunnen sagte Jesus, dass der Mann, den sie hatte, nicht ihr (Ehe-) Mann war (Joh 4,18). Wäre sie durch öffentlichen Eheschluss mit ihm verheiratet gewesen, hätte Jesus nicht in dieser Weise mit ihr geredet. Die Bibel legt nirgends die äussere Form der Eheschliessung fest, dennoch gibt es einen definierten Tag der Hochzeit, von dem an Mann und Frau offiziell zusammengehören. Zur Zeit Abrahams geschah dies anders (l .Mo 24,67) als bei Simson (siebentägige Hochzeitsfeier, Ri 14,10-30) oder zur Zeit Jesu (Hochzeit zu Kana, Joh 2,1-11). In der Bundesrepublik ist allein die standesamtliche Trauung die öffentlich-rechtlich anerkannte Form des Ehebeginns, die gemäss obiger biblisch abgeleiteter Definition auch vor Gott als Ehe gilt. Mitternachtsruf Juli 2005 |