An einem Seminar, das ich besuchen durfte, prägte eine Referent folgenden Satz: “Wir dürfen lernen, mit Grenzen zu leben!” Wie Recht er doch hat. Auch wir Christen haben unsere Grenzen und müssen lernen, mit diesen zu leben, selbst dann, wenn es uns nicht immer leicht fällt, uns dies einzugestehen und zu akzeptieren. Dennoch sind sie da und äußern sich individuell verschieden: Körperliche Behinderung, Alter, Unfallfolgen, Krankheit, charakterliche Grenzen, intellektuelle Einschränkungen, finanzielle Probleme oder familiäre Nöte. Der eine ist mehr betroffen, der andere weniger. Auch der Apostel Paulus wusste um solche Grenzen, weshalb er schrieb: “Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?” (Römer 7,24). In seinem Leben gab es Grenzen, die er selber nicht überwinden konnte! Nun können solche eben aufgezeigten Grenzen auf unserem Weg schnell mal zu Stolpersteinen, ja zu unüberwindlich scheinenden Hindernissen unseres Lebens werden. Doch sie können auch eine wunderbare Chance sein, nämlich Gottes Welt zu erforschen und seine Hilfe zu erfahren. Wie viele Kinder Gottes, so hatte auch Paulus mit Grenzen zu leben. Als es bei ihm mal wieder drunter und drüber ging, wandte er sich im Gebet an Gott und legte ihm seine persönliche Grenzen dar. Gottes Antwort ließ nicht auf sich warten und fiel wie folgt aus: “Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen!” (2.Kor. 12,9). Gott sagte damit nichts anderes als: “Paulus, lerne mit deinen ganz persönlichen Grenzen zu leben, seien diese körperlicher, seelischer oder materieller Art!” Doch Gott sagte ihm noch mehr: “Lerne mit ihnen zu leben – mit meiner Hilfe!” Daraus ersehen wir, dass Gott nicht immer unsere Grenzen wegnimmt, wir können sie auch nicht immer einfach “wegbeten”. Ja bei ihm lösen sich unsere Probleme nicht immer wie der Nebel an der Sonne auf. Auch sind sie nicht plötzlich durch ein Wunder verschwunden (obwohl natürlich auch das geschehen kann)! Vielmehr sagt Gott zu Paulus – und damit auch zu uns: “Lerne mit diesen deinen Grenzen zu leben. Lerne sie zu akzeptieren, sie zu erdulden, zu ertragen und auszuhalten.” Müssten wir das alleine tun, dann wären wir arme Geschöpfe. Doch als Menschen, in denen Jesus Christus durch seinen Heiligen Geist wohnt (Joh. 14,15 ff.), haben wir einen entscheidenden Vorteil. Es ist einer da, der uns hilft, in diesen Grenzen zu leben, sie zu erdulden, zu ertragen und auszuhalten. Dieser Eine ist niemand anders als Jesus Christus, der den Seinen versprochen hat: “Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Weltzeit!” (Mt. 28,20). König David formulierte diesen Umstand wie folgt: “Ein Lied Davids. Herr, du hast mich durchschaut und kennst mich! Du weißt, wann ich sitze oder aufstehe, du verstehst meine Gedanken schon von weitem. Du siehst, wann ich gehe oder mich niederlege, du kennst alle meine Wege. Herr, du weißt auch jedes Wort auf meiner Zunge! Du umschließt mich von hinten und vorn, du hast deine Hand auf mich gelegt. Es ist mir zu wunderbar, ich kann es nicht begreifen. Es ist mir zu hoch, ich kann es nicht fassen” (Psalm 139, 1- 6). Wenn wir das in unserem Leben berücksichtigen, dann dürfen wir unsere Grenzen als Chance erkennen, um die Nähe Gottes zu suchen. Möge das so sein, immer mehr, auch in unserem Leben. Schließen möchte ich diese Gedanken mit einem Gedicht von Blaise Pascal: “Herr, ich bitte Dich nicht um Gesundheit, auch nicht um Krankheit, nicht um Leben und nicht um Tod. Aber darum bitte ich Dich, dass Du verfügen mögest über meine Gesundheit und über meine Krankheit, über mein Leben und meinen Tod zu Deinem Ruhme, zu meiner Errettung und zum Nutzen der Gemeinde und Deiner Heiligen, deren einer ich durch Gnade sein möchte. Du allein weißt, was mir dienlich ist, Du bist der unumschränkte Herr; tue mit mir nach Deinem Willen. Gib mir oder nimm von mir, nur mache meinen Willen übereinstimmend mit dem Deinen.” |