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Paulus stellt im Römerbrief die Beziehung von
Christen und Juden
zueinander im Bild eines Ölbaums dar. Der "Ölbaum" als Ganzes steht für das jüdische Volk. Die "ausgebrochenen Zweige" sind ein Bild für die Mehrheit des jüdischen Volkes, die Jesus als Messias abgelehnt haben (aber ausdrücklich die Verheißung haben, "wieder eingepfropft" zu werden!). Wir Christen werden von Paulus als die in den "Ölbaum eingepfropfte Zweige" dargestellt, die - durch Jesus - an der ganzen Fülle des geistlichen Reichtums und Erbes des jüdischen Volkes (näher dargestellt in Römer 9, 4-5, Eph. 2,12 u.a.) teilhaben dürfen. Auf diesem Hintergrund ermahnt Paulus uns Christen, dass wir uns gegenüber dem jüdischen Volk - auch wenn sie mehrheitlich Jesus als ihren Messias abgelehnt haben - eine Haltung der Wertschätzung und der Dankbarkeit zueigen machen sollen - ja mehr noch: Dass wir uns von Gott eine tiefe Liebe zu ihm schenken lassen, die sie "zur Eifersucht reizt". Ausdrücklich warnt Paulus davor, uns als Christen über das jüdische Volk zu erheben und stolz zu werden! Leider steht die Kirchengeschichte weitgehend in einem krassen Gegensatz zu diesen unmissverständlichen Aussagen des Paulus. Schon etwa 100 Jahre nachdem Paulus diese klaren und eindringlichen Worte an die Gemeinde in Rom geschrieben hat, beschritten die einflussreichsten und prägendsten Männer der alten Kirche, die sogenannten Kirchenväter, einen anderen Weg. Auf dem Hintergrund anhaltender Konflikte zwischen Juden und Christen sowie der Tragödie der beiden verlorenen jüdischen Kriege (70 / 135 n. Chr.) mit der Zerstörung des Tempels und Jerusalems sowie der weltweiten Zerstreuung des jüdischen Volkes als Folge davon, sind die Kirchenväter praktisch ausnahmslos zu dem Urteil gekommen, dass Gott das jüdische Volk, die "Christusmörder", auf ewig verworfen hat. Die christliche Kirche habe demgegenüber nun den Platz Israels eingenommen und sei nun für immer die einzige Trägerin aller Verheißungen und Segnungen Gottes (das ist der Kern der sog. "Substitutionslehre", "Enterbungstheologie" oder "Ersatztheologie"). Nun wird sicher so mancher fragen: Was hat das alles mit der Taufe zu tun? Eine Menge, denn ein sichtbares Zeichen (es gibt noch weitere, aber dies scheint mir das bedeutsamste zu sein) dieser Ersatztheologie mit bis heute fatalen Folgen ist die Säuglingsbesprengung (Säuglingstaufe), von der man nichts in der Bibel findet. Um sich deutlich von den Juden abzugrenzen, führte man, im Gegensatz zur bisherigen Praxis der Erwachsenentaufe, die Säuglingstaufe ein, quasi als Äquivalent zur alttestamentlichen Beschneidung, die ja auch an Säuglingen, wenn auch nur an den männlichen, vollzogen wurde. Dabei hat man jedoch verkannt, dass die alttestamentliche Beschneidung etwas völlig anderes ist, nämlich das Zeichen des ewigen Bundes zwischen Gott und seinem auserwählten Volk. Die Taufe wiederum ist kein „Zeichen eines Bundes", sondern eine Bekräftigung: Ich bin mit Jesus gestorben, mit Jesus begraben und mit Jesus auferweckt (siehe Römer 6). Die Lehre von der Kindertaufe, die durch die Reformatoren unverändert von der römisch-katholischen Kirche übernommen wurde, ist also in ihrer Wurzel eigentlich antijüdisch. Die fatalen Folgen dieses theologischen Irrweges wirken bis heute. Man beraubt sich des Bekenntnisses vor Gott und der Gemeinde und man missachtet einen klaren „Befehl" Jesu zur Taufe. Weil die Kindertaufe nicht von Gott verordnet wurde, richtet sie bis heute viel Unheil an, weil sie die Christen spaltet und vor allem, weil sie vielen Christen zu einem falschen Ruhekissen wird. Bis heute vertritt die evangelisch-lutherische Kirche (für die katholische Kirche kann ich nicht sprechen) die These, dass ein Kind durch die Kindertaufe selig wird, ohne Kindertaufe aber verloren geht. Weitere Gründe für die Einsetzung der Säuglingstaufe sind die Lehre von der so genannten Erbsünde ... und schließlich die Vorstellung von der Kirche als der exklusiven Heilsanstalt, in die man durch die Taufe kam und aus der man die Kinder nicht auszuschließen wünschte. Der Theologe George Beasley-Murray schreibt unter anderem: „Es ist nicht nur so, dass sich das NT über die Praxis der Kindertaufe ausschweigt, vielmehr stehen das Denken und die Praxis der urchristlichen Gemeinden im Widerspruch zu den Gedanken und Praktiken, die mit der Säuglingstaufe in den späteren Kirchen einhergehen." Natürlich ist es kein Zufall, dass das Aufkommen der Säuglingstaufe mit der sich bildenden Staatskirche zusammenfällt. Die Staatskirche hat die „Säuglingstaufe" erfunden, damit sie sich als eine Volks- und Landeskirche behaupten kann. Eine Staatskirche, die ihre Mitglieder quasi von der Wiege bis zur Bahre begleiten (vereinnahmen) wollte, ist ohne „Säuglingstaufe" ein Widerspruch in sich selbst, genauso wie eine biblische Gemeinde, welche die „Säuglingstaufe" praktiziert. Sollen alle Bewohner einer Region „Christen" sein, müssen diese Menschen die „Taufe" empfangen. Darum kann solch eine Kirche ihre Mitglieder nicht durch Selbstentscheidung freier Persönlichkeiten rekrutieren, sondern nur durch fleischliche Fortpflanzung. Dies zeigt deutlich, dass solch eine Kirche nicht auf die „Säuglingstaufe" verzichten kann. Vielleicht versteht man unter diesem Hintergrund besser, warum diverse Theologen sehr energisch die „Säuglingstaufe" verteidigen, obwohl ihr jeder biblische Beleg fehlt. Interessant ist, dass auch der Mann, dessen Namen eine der großen Kirchen unseres Landes trägt, nämlich Martin Luther, seinerzeit einräumen musste, dass biblische Belege für die Kindertaufe nicht zu finden sind. Zitat Luther: „... Dass die Kinder glauben, das können wir auch mit keinem Spruch beweisen, der so hell und klar heraussage mit solchen oder dergleichen Worten: Ihr sollt die Kinder taufen, denn sie glauben auch. Wer uns auf solche Buchstaben zu beweisen dringet, dem müssen wir weichen und gewonnen geben, wir finden sie nirgends beschrieben." („Ein Brief Luthers an zwei Pfarrherrn von der Wiedertaufe, Anno 1528"). Prof. Dr. Luther war ein Mann dem ursprünglich der „sola scriptura"- Grundsatz (= allein die Schrift) wichtig war. Da ihm jedoch das Zeugnis der Schrift für seine von der Römischen Kirche übernommene Säuglingsbesprengung fehlte, behauptete er nun (Zitat Luther): „Aber fromme vernünftige Christen begehren solches nicht, die zänkischen, halsstarrigen Rotten tuns,.... Doch dass Kinder taufen recht sei, und sie auch glauben, bereden wir uns aus vielen starken Ursachen." Da Prof. Dr. Luther ja wusste, dass der Glaube stets der Taufe vorausgehen muss und die Rechtfertigung - gemäß seiner Sakramentslehre – „allein aus Glauben" sei, behauptete er einfach, dass seine lutherischen Säuglinge glauben würden, obwohl er - wie zitiert - genau wusste, dass dies in der ganzen Bibel nirgends geschrieben steht. Und weil Prof. Dr. Luther den Säuglingsglauben und die Kindertaufe bzw. Säuglingsbesprengung nirgends geschrieben fand, hat er sich solches - laut seiner eigenen Aussage - selbst eingeredet. Wer dagegen auf das Zeugnis der Schrift bestand, den zählte er zu den „zänkischen, halsstarrigen Rotten". Dass es unter diesem Hintergrund mit Hilfe des römischen Mandates gegen die Wiedertäufer (am Reichstag zu Speyer 1529 beschlossen) ab dem Jahre 1530 durch die Fürsten zu grausamen Verfolgungen und Hinrichtungen der Wiedertäufer kam, muss nicht verwundern. Oft wird als Beleg für die angebliche Taufe von Kindern die sogenannte „Haustaufe" angeführt, die z.B. in Apg. 16 angedeutet ist. Eigentlich spricht aber gerade die hier verwendete Formulierung (er und alle die Seinen ließen sich alsobald taufen) eher dagegen, denn Kinder, wenn sie denn unmündig bzw. noch nicht entscheidungsfähig sind, lassen sich nicht taufen, sondern werden getauft, auf Grund der Entscheidung ihrer Eltern. Wenn man sich taufen „lässt", so ist das eine bewusste Entscheidung. Ungeachtet der Tatsache, dass wir nicht genau wissen, ob es in diesem Haus wirklich Säuglinge oder Kinder im nicht entscheidungsfähigem Alter gegeben hat, so stehen dieser These natürlich eine ganze Palette von Schriftstellen gegenüber, die klar und ohne jeden Zweifel beweisen, dass gemäß dem Zeugnis der Apostel und Propheten der biblischen Taufe immer die Annahme des Evangeliums durch den Täufling vorausgeht: - Matthäus 28,19: Jüngerschaft - Taufe - Markus 16,16: Glaube - Taufe - Apostelgeschichte 2,38: Buße - Taufe - Apostelgeschichte 2,41: Aufnahme des Wortes Gottes - Taufe - Apostelgeschichte 8,12: Glaube - Taufe - Apostelgeschichte 8,13: Glaube - Taufe - Apostelgeschichte 8,35-38: Verkündigung - Glaube - Taufe - Apostelgeschichte 9,1-18: Glaube - Taufe - Apostelg. 10,34-47: Verkündigung - Empfang des Heil. Geistes - Taufe - Apostelgeschichte 16,13-15: Verkündigung - Glaube- Taufe - Apostelgeschichte 16,30-34: Verkündigung - Glaube- Taufe - Apostelgeschichte 18,8: Hören des Wortes Gottes - Glaube - Taufe - Apostelgeschichte 19,1-5: Verkündigung - Glaube- Taufe - Apostelgeschichte 22,14-16: Verkündigung - Glaube- Taufe - Epheser 4,5: HERR - Glaube - Taufe Ich denke die hier aufgeführten Bibelstellen beweisen recht deutlich, wie Jesus seinen „Taufbefehl" ausgeführt haben wollte, denn sowohl in der Praxis als auch in der Lehre der Apostel ist die Taufe stets dem Glauben, d. h. der Annahme des Evangeliums, nachgeordnet. Man muss sich wohl ernsthaft fragen lassen, weshalb man bei der Frage der Taufe in den beiden großen Kirchen die eindeutigen Schriftstellen ignoriert? Ist es nicht unrichtig, eine Lehre (und das Taufen von Unmündigen und Säuglingen wird ja vielerorts gelehrt und praktiziert) mit nur einigen, wenigen, nicht eindeutigen Schriftstellen zu begründen? Ist es nicht vielmehr Grundsatz redlicher Schriftauslegung, die nicht eindeutigen Schriftstellen durch die eindeutigen auszulegen? Ein sehr schönes Beispiel, wo deutlich wird, dass mit „seinem ganzen Haus“ auch durchaus der bewusste Glaube dieses ganzen Hauses gemeint sein kann, finden wir in Apg.18/8: „Krispus aber, der Vorsteher der Synagoge, glaubte an den Herrn mit seinem ganzen Haus; und viele Korinther, die hörten, wurden gläubig und ließen sich taufen." Eindeutig auch hier wiederum: Das ganze Haus glaubte, der Glaube kommt nach dem Hören des Wortes Gottes, danach dann aber die Taufe. Wenn wir bedenken, welche Bedeutung und Symbolkraft an vielen Stellen in der Bibel mit der Taufe verbunden ist, dann wird schnell deutlich, dass Säuglinge dem nicht entsprechen können. Nachfolgend einige Beispiele: • Bei der Taufe wird, so deutet es Jesus an, alle Gerechtigkeit erfüllt. (Matth. 3,15). Säuglingen aber fehlt noch die Gerechtigkeit, die allein durch Glauben erworben wird. • Die Taufe ist das Bad der Wiedergeburt. (Titus 3,5). Bei Säuglingen kann von Wiedergeburt nicht die Rede sein, denn erst auf das Natürliche folgt das Geistliche. (1.Kor. 15,46). Die "bedingt unterstellte Wiedergeburt" vermindert für ein Kind die Notwendigkeit einer späteren Bekehrung und persönlichen Annahme Christi. Die Taufe kann also (muss nicht) zu einen falschen Ruhekissen werden. • Die Taufe ist das Abbild der Beschneidung des Herzens, die das Werk des Heiligen Geistes, nicht das des Menschen: ist "eine Beschneidung, die nicht mit Händen geschehen ist..." (Kol. 2,11+12). Ein Säugling kann diese Trennung zwischen dem alten und dem neuen Menschen noch nicht bewusst erfassen. • Die Taufe ist ein Abbild vom Begraben des alten und Auferstehen des neuen Menschen. Auch hier ist die Kindertaufe kein treffendes Bild, sie tastet vielmehr die Bedeutung der echten Taufe an: "... mit ihm begraben in der Taufe; in ihm auch auferweckt durch den Glauben..." (Kol. 2,12). Bei der Kindertaufe geht die Bedeutung des Untertauchens des Gläubigen in Wasser verloren. Man raubt damit dem Kind ein ganz wichtiges äußeres Zeichen: "So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln." (Röm. 6,4) • "Die Taufe ist die Bitte zu Gott um ein gutes Gewissen." (1.Petr. 3,21) Bei einem Säugling kann von einem Wissen oder einem Gewissen nicht die Rede sein, genauso wie es auch kein Gebet erdenken oder aussprechen kann. Die Kindertaufe erfüllt daher kaum die Voraussetzungen, die die Bibel für die Taufe nennt. • Jesus taufte nie Kinder. Er legte ihnen vielmehr die Hände auf und segnete sie. Er sprach: "... denn solchen (ungetauften Kindern) gehört das Reich Gottes." (Mark. 10,13-16). Aus der Tatsache, dass die Jünger verhindern wollten, dass die Kinder zu Jesus gebracht würden, kann man schließen, dass sie sicher nicht daran gewöhnt waren, sie zu taufen. (Joh. 4,2). • Auch die Apostel tauften keine Säuglinge: "Die nun sein Wort aufnahmen, ließen sich taufen..." (Apg. 2,41) • Die Kindertaufe steht im Widerspruch zu dem ausdrücklichen Befehl Jesu und dem Vorbild, das er selbst gab. Es steht geschrieben, dass Jesus sich von Johannes im Jordan taufen ließ (Mark. 1,9) "... weil dort viel Wasser war..." (Joh. 3,23). Bei der Kindertaufe gebraucht man wenig Wasser. Man wird also nicht getauft, denn Taufen bedeutet Untertauchen! |