Weihnachten


Hintergrundwissen zum Fest und seinen Wurzeln

Wenn Ihnen zum Stichwort „Weihnachten“ auf Anhieb einige der folgenden
Themen einfallen, wird dieser Artikel für Sie von besonderem Interesse
sein: Stress / Hektik und Trubel / Küchendienst / Zusammenbruch des Budgets
/ sogenannte Weihnachtsstimmung (eigentlich und wenn man ehrlich ist,
empfindet man Weihnachten oftmals eher zum Weinen - ohne „h“) /
Gewichtszunahme / Einsamkeit / Wehmut / Depressionen / potentiell
steigende Aggression und Gewalt im motorisierten Verkehr /
Verzweiflung / Niedergeschlagenheit / Enttäuschung.

Ist Weihnachten für Sie also möglicherweise nicht so ganz das, was Sie
sich eigentlich wünschen und vorstellen? Bedeutet für Sie Weihnachten
gar eine Strapaze, welche die kärglichen Überreste Ihrer
Energiereserven vollends aufbraucht - sozusagen als krönender
Abschluss eines sowieso schon angespannten Jahres?

Sind wir doch ehrlich: Einerseits liegt es bestimmt daran, dass wir
nicht in Ländern wie Australien oder Südafrika leben. Dort ist
Weihnachten zumeist eine eher angenehme und unverkrampfte
Angelegenheit: Die Baumkerzen lagern im Kühlschrank, selber „lagert“
man im Swimmingpool bei 28 Grad Celsius (Wassertemperatur!), oder/und
man bereitet leckeres Bratfleisch bzw. Barbecue vor und vergnügt sich
ansonsten auf dem Tennisplatz oder an der Beach. Die Läden haben
geöffnet, länger als bei uns, sogar am 25. und 26. Dezember. Ebenso
die meisten Restaurants - selbst an Heiligabend - und man kann also
sich und seine Lieben bequem und edel ausführen und braucht sich nicht
selber hinter den Herd zu klemmen.

In den Läden fällt einem allerdings das Personal auf, welches unter
den Kunststoff-Weihnachtsmützen fürchterlich schwitzt und trotzdem zu
lächeln versucht. In jedem größeren Supermarkt sitzt ein
Weihnachtsmann - bewacht von seinem „Rentier“ - und verteilt den
Kindern irgendwelche Süßigkeiten - Ladenhüter des zu Ende gehenden
Geschäftsjahres? Egal - Kitsch, wohin man blickt. Wie bei uns - nur
anders. In unseren Breitengraden allerdings werden die ersten
Weihnachtsbackwaren neuerdings tatsächlich schon kurz vor Ende der
Sommerferien in einigen Läden [so gesehen bei Penny] angeboten ... .

Ja, sicher: Auf der nördlichen Erd-Halbkugel, wo wir Europäer eben nun
mal angesiedelt sind, spielt die Sonnenscheindauer eine sehr wichtige
Rolle für unser Wohlbefinden und somit für unseren Gemütszustand.
Scheint sie nicht, lacht der Nordeuropäer nicht - ein unumstößliches
Naturgesetz, wie wir wissen.

Dass Weihnachten im Grunde genommen eine sehr ernste Angelegenheit
ist, zeigt ja schon die Tatsache, dass man sich landauf, landab stets
“Frohe“ Festtage bzw. „Fröhliche“ Weihnachten wünscht (oder androht) -
dies beinahe mit beschwörendem Unterton ... . ;-)

Doch vielleicht gibt es ja auch noch andere Gründe für unsere
“Noëlliose“ bzw. „Weihnachtsphobie“; Gründe, die vielleicht in der
eigentlichen Herkunft des Festes zu suchen sind. Halten wir in aller
Beschaulichkeit also zunächst die nachstehenden Fakten fest und
stellen uns im Anschluss daran die Frage - ja, welche Frage...?

Weihnachten wird an keiner einzigen Stelle in der Bibel erwähnt.
Jesus war ein Jude. Im Judentum ist es aber nicht der Geburts-,
sondern der Todestag einer Person, dem gedacht wird.

Jesus - dessen Geburtstag wir an Weihnachten zu feiern glauben - ist
in Wirklichkeit im September/Oktober geboren (um die Zeit des Jom-
Kipur = Versöhnungstag). Dies lässt sich aus Aussagen der Bibel
ableiten. Der Engel verkündete den Hirten die Geburt des Messias. Die Hirten
Judäas hatten nicht die Gewohnheit, ihre Herden nach etwa Ende Oktober auf
freiem Feld zu hüten (Regen/Klima).

Auch gemäss Sammuele Bachiocci („Vom Samstag zum Sonntag“) existierte
“Weihnachten“ schon Jahrhunderte vor der Geburt des Messias Jesus und
wurde am 25. Dezember zur Ehre von Mithra gehalten (Sonnengott).

Wie kam es also dazu, dass die frühe Kirche die Feier der Geburt Jesu
auf den 25. Dezember festlegte?

Die Römer feierten in der Zeit vom 17. bis 24. Dezember die
Saturnalien, ein karnevalähnliches Fest zu Ehren des Saturns. In
dieser Zeit wurde nicht gearbeitet. Man feierte Orgien, vertauschte
aus Spaß die Rolle von Sklaven und Herren, sang „Choräle“ und
tauschte Geschenke aus. Im Jahr 274 n. Chr. bürgerte Kaiser Aurelian den
Mithraskult in Rom ein und damit die Verehrung der „unbesiegbaren Sonne“
(lateinisch: solinvictus). Deshalb begannen die Römer auch die Wintersonnenwende zu
feiern, die ja in der Nacht vom 21. zum 22. Dezember liegt.

Eine andere Wurzel des Weihnachtsfestes finden wir bei den Teutonen
und Kelten. Diese beiden Völker feierten im November ihren Totenkult
(daher stammt unser heutiger Totensonntag). Von Mitte Dezember bis
Mitte Januar feierten sie dann die Wintersonnenwende mit verschiedenen
Feuerriten. Dabei schmückten sie ihre Häuser mit Efeu und Misteln (nur
selten mit Tannenzweigen), weil diese Pflanzen für sie Symbole des
Lebens waren. Man tauschte Geschenke aus, die Kinder gingen von Haus
zu Haus, um durch Singen Geschenke zu erhalten, und man aß „Lebenskuchen“,
die durch ihre runde Form die lebensspendende Sonne darstellten. Die Zeit der Dunkelheit
und Kälte sollte also durch fröhliche Feste überbrückt werden. Man nannte diese Festzeit
„ze de wihen nahten“ (zu den geweihten/heiligen Nächten).

Schon früh begannen Christen Spekulationen darüber anzustellen, wann
Jesus geboren worden sei. Die östliche Kirche einigte sich
schließlich auf den 6. Januar (an diesem Tag sei Jesus angeblich auch
getauft worden). Dieses Datum wird von den Orthodoxen immer noch
aufrecht erhalten.

Im 3. Jh. n. Chr. regte sich jedoch eine starke Opposition gegen eine
Feier der Geburt Jesu. Besonders die Kirchenväter Origenes und
Epiphanes lehnten sie ab: Geburtstagsfeiern seien heidnisch. Nur die
Götter der Heiden und große Sünder wie Herodes und Pharao würden den
Tag ihrer Geburt feiern.

Als die christliche Kirche im 4. Jh. n. Chr. nicht länger verfolgt
wurde und die Heiden im großen Ausmaß zu missionieren begann, stieß
sie auf die oben erwähnten, fest eingewurzelten und hochorganisierten
Feste. Alle Versuche, sie auszurotten, scheiterten (vgl. dazu heute
Sylvester und Karneval). So entschloss sich der römische Bischof, in diese Zeit ein
christliches Fest zu legen, welches die heidnischen Feiern verdrängen
sollte. Er wählte dazu die Geburtstagsfeier Jesu und legte sie auf den
25. Dezember (im Jahr 354). Dieser Schritt war besonders eine
Kampfansage an die Sonnenanbeter im Mithraskult: Denn nicht die Sonne
bringt eigentliches Licht und Leben, sondern Christus! Er ist die
Sonne der Gerechtigkeit, das wahre Licht, das die Finsternis dieser
Welt erleuchtet.

Die Kirche versuchte anschließend bis etwa zum Jahrtausendwechsel die
heidnischen Gebräuche auszumerzen. Als dies nicht gelang, gab man
ihnen einfach einen neuen Sinn: Die Kerzen sind Symbole für Jesus, das
Licht der Welt; man beschenkte sich gegenseitig, weil Gott uns seinen
Sohn geschenkt hat und weil Geschenke Zeichen der Nächstenliebe sind;
Efeu und Misteln wurden Symbole des Lebens und die Choräle erhielten
andere Texte.

Weihnachten löste ein älteres Fest - Epiphanie (gr.: Erscheinung) -
ab. Dieses Fest entstand im 4. Jh. in der Ostkirche und sollte
vermutlich das Fest eines heidnischen Gottes verdrängen.

Andere Weihnachtsbräuche dagegen stammen nicht aus dem Heidentum,
sondern entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte. So kommen die
Spekulatius (Bedeutung des Namens ist nicht bekannt) aus den
Niederlanden. Die erste Krippe stellte Franz von Assisi 1224 n. Chr.
auf. Die Weisen aus dem Morgenland sind übrigens dort fehl am Platz:
Jesus wurde nämlich 33 Tage nach seiner Geburt in Jerusalem im Tempel
dargestellt (Lk 2,22.23; 3. Mo 12,1-8). Danach zogen Maria und Josef
nach Bethlehem (Beit Lechem) in ein Haus (Mt. 2,11), und erst dann
trafen die Weisen ein.

Der Nikolaus und der Weihnachtsmann sollen beide auf Bischof Nikolaus
von Myra zurückgehen, der im 5. Jh. n. Chr. lebte. Nikolaus von Myra
beschenkte häufig heimlich Notleidende, besonders Kinder, und verhalf
auch zwei armen Mädchen zu einer Heirat, indem er ihnen die nötige
Mitgift vor die Tür legte. Nach seinem Tod erklärte die Kirche ihn
deshalb für heilig und ernannte ihn zum Schutzpatron der Kinder. So
wurde er zum Nikolaus oder Weihnachtsmann, der zweimal im Jahr die
Kinder beschenkt.

In Deutschland erhielt sein roter Bischofmantel einen Pelzbesatz. In
einigen Landesteilen wurde er auch zum „Ruprecht“ (von „ruppig“), der
böse Kinder mit der Rute bestraft. Später machte man den Ruprecht zum
Knecht des Weihnachtsmannes. In Deutschland und Skandinavien
verschmolz das Märchen vom Weihnachtsmann mit den Götterlegenden,
besonders mit Thor/Donar, dem Wettergott, der mit seinem
Rentierschlitten über den Himmel fährt und durch den Kamin in die
Häuser der Menschen fährt.

Der Weihnachtsbaum fand sich bereits im heidnischen Rom und im
heidnischen Ägypten. In Ägypten war dieser Baum die Palme, in Rom war
er die Tanne. Diese symbolisierten den neugeborenen Gott Baal-Berith,
was zurückgeht auf Nimrod/Babylon. Eine eigentliche Renaissance - aber
jetzt mit ganz anderer Bedeutung - erfuhr diese Tanne vor etwa 400
Jahren. Andere Quellen gehen, wenigstens sinngemäß, noch etwas weiter
zurück. Insgesamt gesehen stimmt für uns wohl die Aussage, dass es
sich beim Weihnachtsbaum um einen neueren deutschen Volksbrauch
handelt (mit Vorläufern im Elsass). Der erste Weihnachtsbaum wurde
nämlich erst 1605 in Strassburg aufgestellt. Aber er war noch nicht
geschmückt. Die ersten Kerzen steckte eine schlesische Herzogin im
Jahr 1611 auf den Tannenbaum. Trotzdem bliebt der Weihnachtsbaum in
Deutschland so gut wie unbekannt. Erst nachdem der Dichter Matthias
Claudius 1796 in Hamburg im Schloss von Wandsbek einen mit Kerzen
geschmückten Weihnachtsbaum sah und ihn in einer Dichtung beschrieb,
verbreitete er sich in Deutschland. Nach 1820 kamen Thüringer
Glasbläsereien hinzu, und 1850 erfand dann der Glasbläser Müller die
Glaskugeln. Prinz Albert brachte den Weihnachtsbaum im 19. Jh. auch
nach England. Aber erst vor etwa hundert Jahren eroberte er auch die
anderen Länder.

Angesichts dieser historischen Tatsachen stellt sich die Frage, ob man
überhaupt Weihnachten feiern soll.

Ein dankbares Erinnern an das Kommen des Erlösers in die Welt ist
sicherlich nicht verkehrt, wenn auch das Datum nicht korrekt ist.
Sogar die Engel stimmten am eigentlichen Tag der Geburt Jesu einen
Lobgesang an. Wird dieses Fest aber nur zu einem Konsumrausch, umrahmt
von ein paar christlichen Gefühlen, dann ist dies sicherlich anders zu
bewerten. Zu oft sind sogenannte „christliche“ Traditionen nicht mehr
als inhaltslose Hüllen oder sogar tiefheidnische Mogelpackungen (wie
z.B. Ostern). Christus liegt eben heute nicht mehr niedlich und
“herzig“ in der Krippe, sondern er will ganz konkret unser
persönlicher Freund und Erlöser sein. Er kommt auch nicht „alle Jahre
wieder als Christuskind“, sondern er kommt bald als Herr der
Weltgeschichte. Das Gedenken an das erste Kommen Jesu muss uns also
dazu bewegen, auch an seinen zweiten Advent zu denken.

Deshalb sollten wir die Weihnachtszeit wenigstens dazu nutzen, um -
wie die Christen damals - einen Kontrapunkt des christlichen Glaubens
zu setzen. Es geht nicht darum, dass wir schöne Gefühle am Heiligen
Abend haben, sondern dass Jesus Christus unser Retter geworden ist
bzw. werden möchte, der unserem Leben Hoffnung und Zukunft gibt.


In diesem Sinne
Gesegnete Weihnachten

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