Tage der Angst

«Dein Reich komme!» - Tage der Angst

Bezüglich der Räumung des Gazastreifens schrieb unser Israelkorrespondent Zwi Lidar Folgendes: «Ich bin in grosser Sorge. Schon viele Jahre lang bin ich als Journalist tätig, doch an eine solche Zeit kann ich mich nicht erinnern. In diesen Tagen scheint alles an einem seidenen Faden zu hängen. Es sind Tage der Angst um die Existenz Israels, um das Überleben des jüdischen Staates.»

Jedem Christen sollten solche Sätze unter die Haut gehen. Denn obwohl Israel noch nicht erlöst, in Israel nicht alles zu bejahen ist und man auch
viel Sünde sowie Unmoral in Israel beobachten kann, ja die Mehrzahl der Israelis Jesus Christus als ihren Messi­as noch ablehnt - ist und bleibt Israel
Gottes Volk, Gottes erste Liebe. Gott hat Sein Volk nicht verstossen, heisst es doch: «Der Herr aber wird sein Volk nicht verstossen um seines grossen
Namens willen, weil es dem Herrn gefallen hat, euch zu seinem Volk zu machen» (l.Sam 12,22). Und in Psalm 94,14 steht: «Denn der Herr wird sein
Volk nicht verstossen, er wird sein Eigentum nicht verlassen.»

Im Neuen Testament lesen wir: «Ich sage nun: Hat Gott etwa sein Volk verstossen? Das ist ausgeschlossen!» (Rom 11,1). Im Buch des Propheten Jesaja steht sogar in Bezug auf das Volk Israel geschrieben: «Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht zuschanden, und schäme dich nicht, denn du
wirst nicht beschämt dastehen! Sondern du wirst die Schande deiner Jugend ver­gessen und nicht mehr an die Schmach deiner Witwenschaft denken. Denn
dein Gemahl ist dein Schöpfer, Herr der Heerscharen ist sein Name, und dein Erlöser ist der Heilige Israels: Gott der ganzen Erde wird er genannt.
Denn wie eine entlassene und tief gekränkte Frau hat dich der Herr gerufen und wie die Frau der Jugend, wenn sie verstossen ist, spricht dein Gott. Einen kleinen Augenblick habe ich dich verlassen, aber mit grossem Erbarmen werde ich dich sammeln. Im aufwallenden Zorn habe ich einen Augenblick mein Angesicht vor dir ver­borgen, aber mit ewiger Gnade werde ich mich über dich erbarmen, spricht der Herr, dein Erlöser» (Jes 54,4-9).



Wie aber sieht die momentane Wirk­lichkeit in Israel aus? Warum lässt Gott zu, dass Siedlungen geräumt werden und so verheissenes Land zurückgege­ben wird? Weshalb diese Tage der Angst? Meines Erachtens ist es das, was der Herr durch den Propheten Jeremia gere­det hat: «Denn siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich das Gefängnis meines Volkes Israel und Juda wenden und sie wieder in das Land zurückbrin­gen werde, das ich ihren Vätern gegeben habe, und sie sollen es besitzen» (Jer 30,3). Seit 1948 ist Israel wieder eine Nation. Der «wandernde Jude» ist nach 2000-jähriger Zerstreu­ung

nach Hause zurückgekehrt. Die tote Sprache Hebräisch wurde zu neuem Leben erweckt, das Land urbar gemacht und zum Blühen gebracht, Siedlungen wurden und werden gebaut, Städte aus dem Boden gestampft, ja das Land zu dem gemacht, wie wir es heute kennen. Doch Jeremia redet weiter und sagt im Auftrag Gottes: «Das aber sind die Worte, die der Herr zu Israel und Juda gesprochen hat: So spricht der Herr: Wir haben ein Schreckensgeschrei vernommen, da ist Furcht und kein Friede! Fraget doch und sehet, ob auch ein Mannsbild gebiert! Warum sehe ich denn, dass alle Männer ihre Hände auf den Hüften haben wie eine Gebärende und dass alle Angesichter totenbleich geworden sind? Wehe, denn gross ist dieser Tag, keiner ist ihm gleich, und eine Zeit der Angst ist es für Jakob ...» (Jer 30,4-7).



Heute beginnt sich das vor unseren Augen zu erfüllen. Israel - und damit die ganze Welt - bewegt sich auf Gottes grosses Ziel zu, die Erfüllung des Gebetes Jesu: «Vater, geheiligt werde dein Name; dein Reich komme!» (Lk 11,2). Die höchste Priorität im Leben des Herrn Jesus Christus hatte die Verherrlichung Seines Vaters, wofür Er auch betete: «Unser Vater, der du bist in den Himmeln, geheiligt werde dein Name; dein Reich komme; dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf Erden!» (Mt 6,9-10). Wenn wir jedoch die heutige Weltsituation in Politik, Re­ligion und Wirtschaft ansehen, müssen wir feststellen, dass dies noch nicht der Fall ist. Vielmehr scheint der Teufel zu triumphieren.



Aber allen Widerständen zum Trotz: Gott wird Sein Ziel erreichen! Sein Name wird geheiligt werden! Sein Reich wird kommen! Dies wird in zwei Etappen geschehen. Heute befinden wir uns in der ersten Phase. Von vielen un­bemerkt, verwirklicht sich Gottes Reich, zwar nicht mit sichtbarer Kraft, nein, es ist vielmehr ein Reich der Herzen. Es ist kein politisches Gebilde, sondern ein Reich der Lämmer mitten unter Wölfen. Bezüglich dieses Reiches sagte der Herr Jesus: «Mein Reich ist nicht von dieser Welt» (Joh 18,36). Und die Richtlinien, die in diesem Reich herrschen sollen, lauten nach Seinen Worten so: «Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getrös­tet werden. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Selig sind die Barmherzi­gen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heissen. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Him­melreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Prophe­ten, die vor euch gewesen sind» (Mt 5,2-12). Es handelt sich um das Reich der Himmel, das Reich der Gemeinde Jesu, das jetzt schon in unseren Herzen Wirklichkeit ist und einmal in Ewigkeit bei Ihm sein wird.



Doch so wie es ein himmlisches Reich gibt, wird es auch ein irdisches Reich geben. Dieses Reich wird aber nicht unsichtbar, sondern sichtbar sein, verwirklicht in und durch Israel. Im Un­terschied zur Gemeinde Jesu wird es ein politisches Reich sein, mit Jerusalem als Hauptstadt. Es wird ein religiöses Reich sein, in dem der Herr Jesus Christus an­gebetet werden wird. Letztlich wird es auch ein wirtschaftliches Reich sein: Der Handel wird florieren, jedoch ohne Korruption, Misswirtschaft und Ausbeu­tung. Dieses Reich wird das Reich Jesu Christi sein, das Reich der Gottesherr­schaft auf Erden, die Erfüllung der an David gegebenen Verheissung: «Dein Haus aber und dein Königtum sollen vor dir Bestand haben für ewig, dein Thron soll feststehen für ewig» (2.Sam 7,16). Petrus, der Führer der ersten Gemeinde, bestätigte diese Tatsache, indem er sag­te: «So tut nun Busse und bekehret euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung vom An­gesicht des Herrn kommen und er den euch vorausbestimmten Christus Jesus sende, welchen der Himmel aufnehmen muss bis auf die Zeiten der Wiederher­stellung alles dessen, wovon Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von alters her geredet hat» (Apg 3,19-21). Petrus spricht hier vom Sohn Gottes: Er würde bei Seinem zweiten Kommen die Zeit der Wiederherstellung anbrechen lassen, das heisst das wie­derherstellen, was durch den Sündenfall im Paradies kaputt gemacht worden war. Durch diese Tragödie war die Gemein­schaft mit Gott zerstört worden. Der Tod hatte Einzug gehalten. Dazu hatte der Mensch seinen Herrschaftsbereich - die Erde - dem Teufel abgetreten. So wurde der Teufel zum Herr dieser Welt, inklusi­ve aller politischen, wirtschaftlichen und religiösen Systeme. Die Folgen kennen wir nur zu gut: Kriege, Leid, Not und Tränen! Die ganze Schöpfung wurde in dieses Chaos hineingerissen.



Was sich nun heute vor unseren Au­gen abspielt - in Israel, New Orleans, Pakistan usw. - ist das Aufbäumen der Herren dieser Welt, des Teufels mit seinen dämonischen Helfern (vgl. Eph 6,12). Er will mit allen Mitteln verhin­dern, dass Jesus Christus Sein Reich aufrichtet. Aber Jesus Christus wird Sein sichtbares Reich aufrichten, in welchem Gerechtigkeit herrschen wird. In Bezug auf die Gerechtigkeit sagt Psalm 45,7: «Gott, dein Thron bleibt immer und ewig; das Zepter deines Reichs ist ein gerechtes Zepter.» Wenn Jesus in Kraft und Herrlichkeit wiedergekommen ist, wird Friede sein:«... er wird richten un­ter den Heiden und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spiesse zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zuführen» (Jes 2,4). Mit diesem Frieden, den der Sohn Gottes bringen wird, wer­den auch Gesundheit und langes Leben Einzug halten: «Dann wird kein Säugling mehr nur wenige Tage leben, und alte Menschen sterben erst nach einem er­füllten Leben. Wer mit hundert Jahren stirbt, wird als junger Mensch betrau­ert, und wer die hundert Jahre nicht erreicht, gilt als von Gott verflucht» (Jes 65,20).



Ebenso wird es dann materiellen Wohlstand geben: «Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass man zugleich ackern und ernten, zugleich keltern und säen wird. Und die Berge werden von süssem Wein trie­fen, und alle Hügel werden fruchtbar sein» (Am 9,13). Selbst von der Na­tur wird der Fluch weggenommen sein: «Statt der Dornen werden Zy­pressen wachsen, statt der Disteln Myrten. Das wird

zum Ruhme des Herrn geschehen, zu einem ewigen Zeichen, das unausrottbar ist» Jes. 55,13).



Was sich heute in Israel - ja auf der ganzen Welt - abspielt, sind die Geburtswehen eines neuen Zeitalters. Jesus Christus ist dabei, Sein sichtbares
Reich aufzurichten! Deshalb dürfen wir uns freuen und getrost aufblicken, denn der Herr hat gesagt: «Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht
auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht» (Lk 21,28). Ja, wir haben allen Grund, uns zu freuen und in das Gebet des Herrn Jesus einzustim­men: «Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.»
Ja, Herr Jesus, komme bald - zur Entrü­ckung Deiner Gemeinde, zur Errettung Israels und zur Aufrichtung Deines sichtbaren Reiches!





MNR > November 2005



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