Das Gebet

In der katholischen Kirche wird das Gebet als Strafe, als Bußübung für begangene Sünden gebraucht: »Für diese Sünde bete als Buße drei Vaterunser und zwei Ave Maria«. Erstarrte Frömmigkeit erkennt man daran, dass das Gebet zur Pflichtübung verkommen ist: »Ich muss noch eben meine Stille Zeit machen.« Aber ist das wirklich alles? Wird ein solches Gebet nicht zu einer Horrorvorstellung, wenn es zu einer solchen Übung verkommt?

Natürlich ist das Gebet mehr, es ist Gespräch mit Gott, es ist das entscheidende Lebenselixier für unsere Beziehung zu unserem Vater im Himmel. Wir reden mit
ihm, und er redet mit uns, ermutigt uns, ermahnt uns, sagt uns, wo es lang geht, gibt uns Wegweisung.

Wenn wir wirklich ganz ehrlich sind, dann müssen wir zugeben, dass ein ständiges, intensives Gebetsleben keine Selbstverständlichkeit ist. Könnte es sein, dass uns dieses Problem nicht fremd ist, dass wir uns zum Gebet immer wieder neu aufraffen müssen? Der echte Gebetskampf muss immer wieder neu aufgenommen werden. Irgendwie wissen wir es wohl alle, dass das Gebet nicht zu kurz kommen darf, aber die Praxis sieht oft anders aus. Gerade auf diesem Gebiet werden wir stark angefochten, nehmen uns nicht die Zeit, werden durch allerlei Dinge auf- und abgehalten. Wir machen meist nicht das daraus, was wir daraus machen sollten! Natürlich, denn Satan möchte keine starken Beter. Immerhin schlagen wir ja mit unserem vollmächtigen Gebet Breschen hinein ins Feindesland

Die Bibel berichtet vom ersten Gebet in 1. Mose 4,26: »Und Set zeugte auch einen Sohn und nannte ihn Enosch. Zu der Zeit fing man an, den Namen des Herrn anzurufen.«

Weit wichtiger als der Ursprung des Gebetes jedoch ist, dass Gott selbst mit allem Nachdruck dazu auffordert, ihn allezeit zu suchen und anzurufen, und dass er verspricht, zu hören und zu helfen! Biblische Beispiele dafür bzw. Bibelworte gibt es genug. Die Frage ist: Was machen wir mit diesem Geschenk, was machen wir aus dieser wunderbaren Möglichkeit.

Aufforderung zum Gebet

Fraget nach dem Herrn und seiner Macht, suchet sein Angesicht allezeit! (1. Chronik 16,11; Hosea 14,3)

Er sagte ihnen aber ein Gleichnis darüber, dass sie allezeit beten und nicht nachlassen sollten! (Lukas 21,36)

Betet allezeit mit Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit im Gebet für alle Heiligen. (Epheser 6,18 Philipper 4,6; Kolosser 4,2)

Betet ohne Unterlass (1. Thessalonicher 5,17; 1. Timotheus 2,8)



Verheißungen im Zusammenhang mit dem Gebet

Rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen. (Psalm 50,15)

Rufe mich an, so will ich dir antworten, und will dir kundtun große und unfassbare Dinge, von denen du nichts weißt! (Jeremia 33,3)

Bittet, so wird euch gegeben, suchet, so werdet ihr finden, klopfet an, so wird euch aufgetan. (Lukas 11,9).

Erfahrungen mit dem Gebet

Es gibt reichlich Vorbilder für ein intensives Gebetsleben: Ob Abraham, Mose, David oder viele andere mehr. Das Gebetsleben Jesu ist natürlich eine ganz spannende Sache und eigentlich eine Geschichte für sich. Aber auch die Gebetspraxis etwa des Apostels Paulus ist vorbildlich. Sie alle haben aus dem Gebet gelebt und alles daraus gemacht. In Jakobus 5,17-18 lesen wir von Elia, der »war ein schwacher Mensch wie wir; und er betete ein Gebet, dass es nicht regnen sollte, und es regnete nicht auf Erden 3 Jahre und 6 Monate. Und er betete abermals, und der Himmel gab den Regen, und die Erde brachte ihre Frucht.«

Das sollten wir nicht überlesen. Er war ein schwacher Mensch wie wir, also wie du und ich. Könnte es sein, dass wir mitunter deshalb so wenig im Gebet erleben, weil wir meinen, zu schwach und unvollkommen zu sein? Wir meinen, dass es nur für irgendwelche Glaubenshelden wirksam sei, aber vergessen wir nicht: Es ist ein Befehl Jesu. Was könnte sich in unseren Familien und Gemeinden geistlich alles verändern und verbessern, wenn wir unser Gebetsleben immer wieder erneuern würden? Paulus sagt von Epaphras in Kolosser 4,12: »Er ist ein Knecht Christi Jesu, der allezeit in seinen Gebeten für euch ringt, damit ihr feststeht, vollkommen und erfüllt mit allem, was Gottes Wille ist!«

Es sind nicht nur die großen biblischen Persönlichkeiten, die echte Beter waren. Auch die weniger bekannten Männer und Frauen können etwas bewegen.

Was würden wir sagen zu folgender, etwas gewagten These: Unsere Gebetslosigkeit rührt nicht daher, dass wir keine Probleme haben, sondern wir haben Probleme, weil wir so gebetslos sind.

Was hindert uns, zu beten?

John Wesley, der Begründer der Methodistengemeinde hat einmal gesagt: „Du kannst mehr tun als beten - nachdem du gebetet hast. Aber du kannst nichts mehr als beten, bis du gebetet hast.“

Was könnten die Ursachen sein für die mangelnde Gebetsfreudigkeit:

• Geistliche Sattheit, Selbstzufriedenheit, Gleichgültigkeit und Erwartungslosigkeit. Lies einmal Offenbarung 3,14-19. Dort finden wir nicht einfach nur die Rezeptur für ein Brechmittel ( …..werde ich dich ausspeien aus meinem Munde). Vielmehr ist es leider eine eher traurige Beschreibung des Zustandes so mancher endzeitlicher Gemeinde.

• Sünde, Götzendienst und Geiz, siehe Jakobus 4,1-3. Ein Sprichwort sagt: »Wo keine Reinheit ist, da ist auch kein Gebet. Und wo kein Gebet ist, da kann man auch kein Himmelswasser trinken!« Dies bestätigt Jesaja 59,1-2: »Siehe, der Arm des Herrn ist nicht zu kurz, dass er nicht helfen könnte, und seine Ohren sind nicht hart geworden, dass er nicht hören könnte, sondern eure Verschuldungen scheiden euch von eurem Gott!«

• Unversöhnlichkeit wird verschiedentlich genannt (Markus 11,25; Epheser 4,30-32).

Wie heißt es doch so schön: Jeder prüfe sich selbst! Natürlich im Licht des Heiligen Geistes, möchte ich an dieser Stelle hinzufügen. Prüfe dich, ob es etwas gibt, was deinen Eifer und deine Freude am Gebet hindert, was den Anschluss unterbindet. Wir sollten niemals vergessen: Beten ist ein Geschenk, ja ein Vorrecht. Es wäre einfach töricht, wenn wir aus diesem Vorrecht nicht das machen würden, was wir daraus machen könnten.

R.L.

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